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Dicke Luft auf der Uni-Galerie

Überfüllte Hörsäle, wichtige Kurse, die sich überschneiden oder das Mensa-Essen: Manchmal sind Studis schon zu Beginn des neuen Semesters wieder schnell genervt vom Alltag. Für viele hat das Leben an der Hochschule aber neben allem Stress auch positive Seiten. Katrin Welland fragte bei den Studenten der Uni und der Fachhochschule nach, was sie in diesem Semester schon mächtig geärgert, aber auch gefreut hat.

Izabela Hornik studiert im vierten Semester Sozialpädagogik an der FH. »Am meisten ärgert mich, dass die Studiengebühren kommen«, erklärt die 25-Jährige. Außerdem seien aktuell einige Vorlesungen zu voll -Êbesonders jene, die unter den Studenten einen guten Ruf hätten. Aber auch mit Lob spart Izabela Hornik nicht: »Das Essen in der FH-Mensa ist wirklich gut«, schwärmt sie.
Auch Carolin Böhning (23) studiert Sozialpädagogik, allerdings bereits im fünften Semester. Sie ärgert sich über die Mieterhöhung im Studentenwohnheim. »Außerdem wird in der Studentenwohnheimkneipe schlechte Musik gespielt«, findet sie. Die Räume in der FH könnten besser beheizt sein. »Die Tennisplätze an der Uni sind dafür echt gut.«
Stefanie Sellnow (23) freut sich, dass sie in diesem Semester Plätze in den Seminaren bekommen hat, die sie belegen wollte. Trotzdem ist die Studentin der Germanistik und Erziehungswissenschaft verärgert über das Lehrangebot an der Uni. »Die Seminare sind überfüllt, und trotz Studiengebühren können nicht mehr angeboten werden.«
Über zu volle Hörsäle und überlaufene Seminare ärgert sich auch Bastian Hamel aus Löhne, der im dritten Semester Geschichte und Rechtswissenschaften in der Uni studiert. Das ist aber nicht das Einzige, was den 24-Jährigen nervt: »Die Züge, die ich zur Uni und zurück nehmen muss, haben in letzter Zeit wegen eines Gleisumbaus öfter Verspätung«, erläutert er und weist auf die zwei Stunden Wartezeit am Bahnhof hin, die sich somit schon mal für ihn ergeben.
Das Thema »Zugverbindung« beschäftigt auch Patrick Leinfelder - allerdings in etwas anderer Hinsicht. Nach der Westend-Party wollte der Student der Wirtschaftswissenschaften die Bahn nehmen - die aber nachts um drei leider nicht mehr fährt. »Die Party hat mir dafür sehr gut gefallen«, betont der 20-Jährige. Auch an der Uni hat der Erstsemester sich gut eingelebt: »Die Einführungswoche der Fachschaft war wirklich gut.«
Ein solches Lob kann Barbara Bucher nicht aussprechen. Die 20-Jährige ist ebenfalls Erstsemester und studiert Jura. »Die Ersti-Woche hat mir nicht so gut gefallen, weil sie einen nicht wirklich für den Studiengang begeistert hat.« Besonders positiv findet sie dagegen das breitgefächerte Angebot für Jura an der Uni, aber auch die Sportangebote.
Rachel Zühlke ist absolut zufrieden mit ihrem Semesterstart. Auch sie ist Erstsemester und studiert Mathe. Über die Einführungswoche kann die 22-Jährige nur Positives sagen. »Außerdem kümmern sich die Tutoren gut um uns und geben uns Hilfe.«
Rasmus Bruning ist bereits im dritten Semester an der Fachhochschule, wo er Kommunikationsdesign studiert. »In diesem Semester überschneiden sich Kurse und es gibt zu wenig Angebote«, findet der 25-Jährige. In seinem Fachbereich muss er von den »kleinen Gestaltungsfächern« zwei im Grundstudium absolvieren, im aktuellen Semester wird aber nur eines angeboten. Besonders gut bewertet der Bielefelder die Vorträge, die an der FH von Künstlern oder anderen externen Dozenten gehalten werden.
Ein ganz anderes Thema beschäftigt Henning Wallerius, der im dritten Semester Fotografie an der FH studiert. Als Mitglied des Fachbereichsrates interessiert ihn besonders die Entwicklung der FH. »Es sollen in Zukunft mehr Studenten aufgenommen oder Professorenstellen gekürzt werden«, beklagt der 25-Jährige. Außerdem ist er mit dem Hochschulfreiheitsgesetz, dass am 1. Januar 2007 in Kraft tritt, nicht zufrieden. »Dadurch entscheidet der Senat nur über Verwaltungsangelegenheiten, alles andere wird vom Hochschulrat gemacht. Der wiederum setzt sich aus Leuten aus der Wirtschaft zusammen.« Der Hochschulrat bestimme wiederum das Präsidium, das über die Entwicklung der Hochschule entscheide. »Wenn die Präsidiumsmitglieder nun Beamte sind, dann ist der Hochschulrat dem Präsidium weisungsbefugt. Das Präsidium segnet dann nur noch ab, und der Hochschulrat bestimmt die Entwicklung der Hochschule. Das Problem ist dann, dass die Wirtschaft nur noch das ausbildet, was sie braucht.«
Alexander Scholz aus Spenge sieht in Zusammenhang mit seinem Studiengang andere Probleme. Der 19-Jährige studiert Mathe und Sozialwissenschaften auf Lehramt und findet einige Lehrinhalte an der Uni zu abstrakt. »Die Profs pauken den Stoff außerdem ziemlich schnell durch«, kritisiert er. Die Einführungsveranstaltungen, an denen er als Erstsemester teilgenommen hat, haben ihm dafür umso mehr gefallen. Eher ungewöhnlich ist für den 19-Jährigen der Qualm der Raucher auf der Galerie. »Die Luft dort oben wirkt erstickend. Dabei bin ich selbst Raucher ...«

Artikel vom 07.11.2006