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»Tolle Knolle« gegen Pasta

Kartoffelernte jetzt beendet: 2,5-Kilo-Beutel sind der »Renner«

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Sie heißen »Christa«, »Leyla«, »Princess« oder »Ditta«, sind appetitlich-goldbraun und aus der heimischen Küche nicht mehr wegzudenken: Erntefrische Kartoffeln, wegen ihres Vitamin C-Gehalts auch als »Zitrone des Nordens« bezeichnet, sind bei den Landwirten im Herforder Land in diesen Tagen wieder gefragt.

Landwirt Gerhard Flachmeier hat in der vergangenen Woche die letzten Knollen der späten Sorte »Granola« auf seinen Äckern in Exter geerntet. 500 Doppelzentner Kartoffeln vermarkten der 57-Jährige und seine Frau Anette Berg-Flachmeier jährlich über ihren Bioland-Hofladen in Elverdissen sowie über Naturkostläden im Großraum Herford, Bielefeld und Minden.
Die Ernte der Nachtschattengewächse konnte diesmal erst verspätet Ende Juli beginnen: »2006 war ein schwieriges Jahr für die Landwirte«, sagt Flachmeier: »Erst zu nass, dann zu kalt und dann wieder zu trocken.« Frühkartoffeln stellten durch die extreme Hitze sogar ihr Wachstum ein. Die Folge: »Bei ÝPrincessÜ haben wir etwa 50 Prozent weniger Erträge, und die Knollen sind wesentlich kleiner als üblich.« Weil es im August hingegen überwiegend regnete, gibt es aufgrund der Feuchtigkeit aber auch mehr Kartoffeln mit Krautfäule, die akribisch aussortiert werden.
Schwerpunkt auf »Bergs Hof« ist eigentlich »das ganze Beerenprogramm« - also Erdbeeren, Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren. Streuobst-Äpfel werden zu Saft verarbeitet. Zurzeit aber dreht sich alles um die »tolle Knolle«. Fleißige Helfer haben die Kartoffeln aus der Erde geholt, abgebürstet, in Säcken und Tüten verpackt. »Renner« ist der handliche 2,5-Kilo-Beutel, eher selten geht ein ganzer Zentner über den Ladentisch: »Es wird nicht mehr so viel eingekellert«, weiß Flachmeier. Das mag an der steigenden Zahl kleinerer Haushalte liegen oder weil die Kartoffel nicht mehr der Ernährungsschwerpunkt ist wie noch zu Großvaters Zeiten: »Heute gibt es eben mehr Pasta auf dem Teller«, erläutert der Landwirt. Dennoch sieht er wieder einen Aufwärtstrend bei Kartoffeln, die auch in Form der beliebten »Pommes«, als Chips, »Country Wedges«, Puffer, Rösti oder Brätlinge zu kulinarischen Ehren kommen. »Ein ideales Grundnahrungsmittel«, so Flachmeier, der von mehligen »Freya« bis festkochenden »Ditta« ein breites regionales Angebot offeriert.

Artikel vom 18.10.2006