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Fall Bünemann

Die Party ist vorbei


Joachim Bünemann hat die letzte Chance verpasst, sein Gesicht halbwegs zu wahren. Spätestens, als er gestern von einer mehrtägigen Dienstreise zurückkehrte und von den disziplinarrechtlichen Ermittlungen erfuhr, hätte er seinen Sessel als Vorsteher des Landesverbandes Lippe bis zur Klärung der Vorwürfe räumen müssen.
Von politischer Kultur keine Spur. Die Stimmung vieler empörter Bürger verdrängend beschwört die SPD weiterhin den Grundsatz der Unschuldsvermutung. Aber ist die Schuld Bünemanns nicht längst erwiesen? Durch die nachträgliche Bezahlung zweier Privatpartys Ende September hat Bünemann eingestanden, die 2001 und 2002 angefallenen Rechnungen damals nicht beglichen zu haben. Und bei Beträgen von 5000 Mark und knapp 1600 Euro wird er schwerlich behaupten können, die Begleichung schlicht vergessen zu haben.
Es drängt sich vielmehr der Eindruck auf, dass sich Bünemann als eine Art lippischer Fürst sieht, der nach Belieben schalten und walten zu können glaubt und sich unangreifbar wähnt. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Bünemann, der 198 Mitarbeiter des Landesverbandes führt und nahezu 30 Aufsichtsräten, Vorständen und Verwaltungsräten angehört, ursprünglich Amtsanwalt von Beruf ist, also eine gewisse juristische Vorbildung vorzuweisen hat. Die hätte ihn längst zu der Erkenntnis bringen müssen: Die Party ist vorbei. Christian Althoff

Artikel vom 19.10.2006