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Der neue Rhythmus macht Probleme

Rettungsassistenten: geteilte Meinungen zur 12-Stunden-Schicht - Alternativen im Gespräch

Von Joachim Burek (Text und Foto)
Vlotho (VZ). Der Arbeitsablauf ist gleich geblieben, doch der Rhythmus hat sich geändert: Seit knapp einem Jahr brauchen die Mitarbeiter der Vlothoer Rettungswache weniger Stunden zu leisten. Statt einer 54-Stunden-Woche mit 24-Stunden-Schichten gibt es nun eine 48-Stunden-Woche mit 12-Stunden-Schichten. Ursache ist eine EU-Arbeitsschutzrichtline, die inwischen auch in der Weserstadt umgesetzt wird. Doch die Meinungen über die neue Regelung sind geteilt.

Die Vlothoer Rettungsassistenten arbeiten im Wechsel eine Tagschicht und am nächsten Tag eine Nachtschicht, dann gibt es zwei Tage Pause. So muss in der Wache, die zwei Rettungswagenbesatzungen vorhält, jeder viermal pro Woche ran. Konkret sehen die Arbeitszeiten für die Vlothoer Mitarbeiter wie folgt aus: Zwei Kollegen je Wagen treten beispielsweise montags um 7.30 Uhr ihren Dienst an, der bis 16 Uhr beziehungsweise 19.30 Uhr dauert. Am Dienstag sind sie dann von 19.30 Uhr bis 7.30 Uhr im Dienst, bevor sie zwei Tage Pause haben.
»Meiner Meinung nach haben wir damit einen Rhythmus für unsere Wache gefunden, mit dem man leben kann«, erklärt Michael Große-Plankermann, einer der dienstältesten Rettungsassistenten der Wache. Seine Kollegin Petra Bogner sieht das etwas differenzierter. »Viele Kollegen hatten mit dem früheren Modell der 54-Stunden-Woche, die aufgrund des 24-Stunden-Rhythmus weniger Schichten forderte, ihren Tages- und Wochenablauf besser planen können«, gibt sie zu bedenken.
Einig sind sich die Vlothoer Kollegen, dass der neue Rhythmus besonders in Spitzenzeiten seine Schwächen hat. »Ist jemand krank oder in Urlaub, kommt die Planung ins Wanken. Schließlich ist unsere Besetzung immer noch auf die 54-Stunden-Woche ausgelegt. Durch die Begrenzung auf 48-Wochenstunden müssen ohnehin die fehlenden sechs Stunden abgedeckt werden, da die Wache ja rund um die Uhr besetzt sein muss. Personalbedarf ist also vorhanden«, so Große-Plankermann.
Hans-Walter Hartogs, Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung beim für die Wache zuständigen Kreis Herford, weiß um die Problematik. »Fakt ist, dass wir durch die neue Arbeitszeitregelung eine Stundensteigerung von 12,5 Prozent abdecken müssen. Im Moment arbeiten wir in den Wachen wie in Vlotho und Spenge mit jeweils zwei Praktikanten, die in der Ausbildung zum Rettungsassistenten sind«, so Hartogs. Außerdem täten sich die Wachen bei der Dienstplanung mit der nun nur elfstündigen Pause zwischen den 12-Stunden-Schichten schwer. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter wegen Krankheit ausfalle, werde es schwierig, flexibel zu reagieren.
»Wohin die Reise in Sachen Personalbedarf aber geht, steht noch nicht fest. Zurzeit wird intensiv an der Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplan gearbeitet. »Mit Sicherheit werden wir aber keinen Springer, den sich die beiden Wachen teilen müssten, einstellen«, wies er jüngste Veröffentlichungen zurück.
Bestätigen konnte Hartogs, dass es Bestrebungen gibt, das neue System zu überdenken. Entsprechende Unterschriftenlisten sind an den kommunalen Arbeitgeberverband gegangen, um Gespräche mit der Gewerkschaft aufzunehmen. Ein Vorschlag seien sogenannte »optout-Regelungen«, nach denen der Rettungsassistent wählen könne, ob er in 12-Stunden- oder 24-Stunden-Schichten arbeiten wolle. Ob hierüber aber eine Einigung mit der Gewerkschaft zustande komme, sei sehr fraglich, zeigte sich der Amtsleiter eher skeptisch.

Artikel vom 18.10.2006