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Wenn Stars adoptieren

Das Ergebnis stimmt nicht


Die Adoption von Kindern aus Entwicklungsländern scheint zu einem neuen Sport zu werden. Angelina Jolie hat sich auf ihren Reisen als Botschafterin von Hilfsorganisationen schon zweimal so sehr in von ihr besuchte Waisen verliebt, dass sie nun zu ihrer Familie gehören. Jetzt hat Madonna alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den kleinen David aus Malawi nach London holen zu können.
Generell soll hier nicht an der guten Absicht der Prominenten gezweifelt werden. Gerade die beiden genannten Namen stehen eben auch für Hilfsprojekte, die von ihnen großzügig finanziell unterstützt werden. Zudem sorgt der Bekanntheitsgrad der Stars dafür, dass auch andere Geldgeber mit ins Boot springen. Davon profitieren unterm Strich viele Hilfsbedürftige.
Auf der anderen Seite aber muss die Frage erlaubt sein, warum die Adoptionen und auch die Hilfe nicht ohne das ganz große Medien-Spektakel möglich ist. Diesen Nebeneffekt nehmen die Stars natürlich gern mit, beschert er ihnen doch willkommene Einschaltquoten.
Der finanzielle Aufwand aber, der jetzt beispielsweise mit Privatflugzeug und Bodyguards für den kleinen David betrieben wird, dürfte ausreichen, um mehreren Dörfern im bettelarmen Malawi über Monate, wenn nicht gar Jahre ein für ihre Verhältnisse feudales Leben zu ermöglichen. Hier stimmen die Maßstäbe überhaupt nicht mehr. Wolfgang Schäffer

Artikel vom 18.10.2006