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Sozialstaat in Not

Auf die Menschen sehen


Als wenn das noch wichtig wäre! In der neuen Armutsdebatte rangelten gestern Union und SPD darum, ob die rot-grüne Vorgängerregierung die Alleinschuld an der trostlosen Lage vieler Menschen in diesem reichen Land trage oder nicht.
Natürlich darf jeder dazu eine Meinung haben. Viele sammelten in den vergangenen acht Jahren so ihre eigenen Erfahrungen. Aber wichtiger ist - und das ist das einzig Gute an der Debatte -, dass genauer hingesehen wird. Ein Blick auf den einzelnen Menschen genügt. Vor Kleiderkammern und Suppenküchen wird offenbar, was lange versteckt war oder gern übersehen wurde.
Schwache und Benachteiligte sind in diesem Staat zunächst grundversorgt. Aber wehe, es geschieht ein Malheur zu viel. Dann gibt es keine Sicherung mehr, weil die von SPD und Union gemeinsam beschlossene Hartz-Politik das so will.
Der überdehnte Sozialstaat ist nicht mehr in der Lage aufzufangen. Die Regierungen Kohl und Schröder haben stets draufgesattelt, aber nicht genug für neue Jobs getan. Beides bedingt die Lage ganz unten. Die Quittung für jahrzehntelange Politik auf Kosten anderer bekommen jetzt ausgerechnet die Schwächsten der Gesellschaft zu spüren. Reinhard Brockmann

Artikel vom 18.10.2006