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Schaaf gefällt die
grüne Krawatte

Werders große Chance gegen Sofia

Von Klaus Lükewille
Bremen (WB). Das 6:0-Schützenfest in Bochum feierte Thomas Schaaf in seinen Alltags-Klamotten. Schlabberhose, Schlumpf mit Kapuze, Turnschuhe. Heute zieht sich der Bremer Fußball-Lehrer ganz anders an: Sakko, Hemd, grüne Krawatte, dunkle Hose, Maßschuhe.

Anlass der neuen Kleider-Ordnung: Es geht im Weserstadion nicht um normale Bundesliga-Punkte, hier findet heute wieder einmal ein Fußball-Feiertag statt. Die Champions League-Partie gegen Levski Sofia (20.45 Uhr/Liveübertragung DSF) steht auf dem Programm. Und da ist es für Werder-Trainer Schaaf selbstverständlich, dass er im piekfeinen Zwirn auf der Bank sitzt.
»Das ist für mich Ehrensache. Spiele in der Königsklasse sind immer etwas besonderes. Da schaut ganz Europa nach Bremen«, sagt der Trainer. Deshalb möchte er einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Der vornehme Thomas Schaaf, modisch gewandet - und modern spielt ja auch seine Mannschaft. Aggressiv, offensiv und attraktiv.
Nach einem Saison-Start mit angezogener Handbremse hat Werder inzwischen volle Fahrt aufgenommen. 3:0 gegen Mönchengladbach. 6:0 in Bochum. Das waren die letzten Bundesliga-Ergebnisse. Das reichte schon zum Sprung an die Tabellenspitze.
In der Vorrunden-Gruppe A der Champions League sind die Norddeutschen nach zwei Partien aber nur Dritter. Keine große Überraschung - denn mit dem FC Chelsea und dem FC Barcelona bekamen die Bremer zwei ganz dicke Konkurrenten zugelost.
Doch Schaaf war damals nicht eine Sekunde geschockt, als seine Mannschaft diese Hammer-Gruppe erwischt hatte: »Im Gegenteil: Ich habe mich sehr gefreut. Jetzt können wir uns mit den Top-Vereinen aus Europa messen.«
Die bisherigen Ergebnisse: Eine verdiente 0:2-Niederlage in London und ein 1:1 gegen den FC Barcelona im Weserstadion, bei dem auch mehr drin gewesen wäre. »Dieses Duell gegen die Spanier hat gezeigt, dass wir durchaus auf diesem Spitzen-Niveau mithalten können. Es war die Wende: seitdem läuft es bei uns immer besser.« Und Bedenken, die zusätzlichen Champions League-Auftritte würden zu viel Kraft kosten, wischt Schaaf lächelnd zur Seite: »Quatsch, denn diese Partien geben uns neue Kraft und noch mehr Selbstvertrauen.«
Werder fordert die »Großen«, denn der FC Barcelona und der FC Chelsea haben ganz andere Finanz-Voraussetzungen. »Aber das ist ja gerade der besondere Reiz«, stellt Schaaf fest, »wir nehmen es trotzdem mit diesen Spitzen-Teams auf und haben bisher nicht schlecht ausgesehen.« Gruppen-Gegner Nummer drei sollte dagegen eine lösbare Aufgabe sein. Levski Sofia gilt nur als Außenseiter, hat bisher noch keinen Zähler auf dem Konto.
Werders Chance: hier zwei Siege, dann sind sie wieder im Geschäft. Denn Chelsea und Barcelona nehmen sich zur gleichen Zeit gegenseitig die Punkte weg. Ein »Sechser« gegen Sofia, dann ist die Qualifikation für das Achtelfinale nicht mehr unmöglich. Und Schaaf dürfte sich weiter in Schale werfen: »Ich finde, dass die grüne Krawatte mir ganz gut steht.«

Artikel vom 18.10.2006