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Von Klaus Lükewille

Fußball
bildhaft

Vorsicht Kamera, Herr Präsident!


»Eindrucksvolles Votum für Dr. Theo Zwanziger.«
Das ist die Schlagzeile auf der Titelseite. Der Deutsche Fußball-Bund feiert den Präsidenten in seinem Journal. Ausgabe 3/2006 des offiziellen DFB-Magazins - hier ist dem Verbandsblatt in der Tat ein höchst eindrucksvolles Votum für Zwanziger gelungen.
Selbstverständlich durfte der neue Boss das Editorial schreiben. Natürlich wird über seine Wahl ausführlich berichtet. Und ein langes Interview mit dem Fußball-Vorsitzenden wird auch noch serviert.
Viele Buchstaben. Und nicht wenig Bilder. Zwanziger wird in dem Heft genau zwanzig Mal abgelichtet.
Absicht oder Zufall?
Der Präsident lächelt schon großformatig und flächendeckend vom Titelblatt. Auf Seite drei, beim Grußwort, gleich wieder.
Arm in Arm mit dem Ehren-Präsidenten Egidius Braun, Seite an Seite mit seinem ehemaligen Partner Gerhard Meyer-Vorfelder. Fotos für das Fußball-Familienalbum.
Und so geht es weiter.
Bitte, umblättern. Zwanziger und die Kanzlerin Angela Merkel. Zwanziger und der Ex-Minister Otto Schilly. Zwanziger und der Bundestrainer Joachim Löw. Zwanziger und der DFB-Sport-Direktor Oliver Bierhoff. Zwanziger und die Bundestrainerin Silvia Neid. Zwanziger und die Torjägerin Birgit Prinz. Zwanziger und der DFL-Chef Werner Hackmann. Zwanziger im Kreis des neuen DFB-Vorstandsgremiums.
Das war's? Von wegen.
Auf den letzten Seiten ist der nette, grauhaarige Herr noch ein paarmal zu sehen. Zwanziger startet die Schuloffensive in Berlin, Zwanziger zeichnet die Lausitzer Sportschule in Cottbus aus.
Präsidenten müssen eben immer im Bilde und im Bild sein.
Fragt nach bei Joseph Blatter, dem FIFA-Boss. Der Schweizer ließ sich vor seinem 70. Geburtstag im Heft des Welt-Fußballverbandes gleich 30 Mal ablichten.
Da fehlt Zwanziger noch eine glatte »Zehn«. Aber zwanzig Abdrucke in nur einer Ausgabe, das ist auch schon ziemlich heftig. Dabei passen die Fotos eigentlich nicht in das »Bild«, das dieser Mann bisher in der Öffentlichkeit abgab.
Zwanziger präsentierte sich hier nie als eitler Selbstdarsteller, sondern als kompetenter Fußball-Funktionär, der die Bodenhaftung auf keinen Fall verlieren will. Noch nach seiner Wahl Anfang September hat der Präsident versprochen: »Ich werde nie ein Ober-Guru sein.«
Das lässt hoffen.
Und vielleicht warnt Zwanziger mal einer, wenn die Blitzlichter zum Gewitter werden: Vorsicht, Kamera.

Artikel vom 18.10.2006