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»Chance ist sehr gering«

Schumacher-Finale: Tipps der deutschen Kollegen

Sao Paulo (dpa). Die letzten Runden in Sao Paulo: Kaum jemand aus dem deutschen Formel-1-Lager gibt im WM-Rennen noch einen Pfifferling auf Michael Schumacher.

Für die meisten Fahrer und Teamchefs ist der Rückstand des Rekordchampions auf Titelverteidiger Fernando Alonso zu groß, um beim Saisonfinale in Sao Paulo noch die Wende zu schaffen.
Schumacher selbst hat die Hoffnung auf seinen achten Titelgewinn abgehakt. Er genießt vor seinem letzten Rennen am Sonntag (19.00 Uhr/RTL und Premiere) zwar viele Sympathien, aber dass der Seriensieger noch einmal einen Riesencoup landet, damit rechnet niemand so richtig. »Ich glaube nicht, dass Michael Weltmeister wird, obwohl ich es ihm wünschen würde«, sagte Nick Heidfeld. »Seine Chancen sind sehr gering, aber unmöglich ist es nicht.«
Das Blatt habe sich in dieser Saison oft gewendet und ein Motorenplatzer wie zuletzt bei Schumachers Ferrari in Suzuka könne auch Alonso passieren. Trotzdem sieht der BMW-Pilot den Spanier im Vorteil: »Fernando muss nicht ans Limit und er hat gezeigt, dass er mit Köpfchen fahren kann.«
Die Ausgangslage ist für Schumacher fast aussichtslos: Der 37- Jährige muss auf jeden Fall gewinnen - und selbst dann reicht seinem mit zehn Zählern Vorsprung führenden spanischen Renault-Rivalen ein achter Platz, um wieder Weltmeister zu werden.
Ralf Schumacher rechnet auch mehr nicht damit, dass sein Bruder am Ende die Nase vorn hat, formuliert dies aber diplomatisch: »Michael hat den Speed, um das Rennen zu gewinnen. Alles andere muss sich ergeben. Es hängt von vielen Faktoren ab.«
Als gering stufen Norbert Haug und Mario Theissen Schumachers Möglichkeiten ein. »Eine theoretische Chance besteht noch und selbstverständlich wird er alles tun, diese von seiner Seite offen zu halten«, erklärte BMW-Teamchef Theissen. »Michael ist für mich der Favorit im letzten Rennen. Alles andere liegt in den Händen von Fernando.« Mercedes-Motorsportchef Haug teilt diese Einschätzung: »Wahrscheinlich ist es nicht. Aber es sind schon die unmöglichsten Dinge passiert.«
Nur Nico Rosberg hält eine Sensation für realistisch: »Ich schätze Michaels Chancen viel größer ein als andere und er selbst.« Es sei sehr wahrscheinlich, dass Schumacher gewinne, da Ferrari und er die stärkste Kombination seien. Alonso müsse in die Punkte kommen. »Michaels Chancen sehe ich 3:10«, gab sich der junge Williams-Pilot optimistisch.
Michael Schumacher hat auf das erste Training zum Großen Preis von Brasilien verzichtet. Im zweiten Training belegte er den sechsten Platz belegt. Der Rekord-Weltmeister aus Kerpen lag damit zum Auftakt des Formel-1-Saisonfinales in Sao Paulo vor dem spanischen WM-Spitzenreiter Fernando Alonso, der im Renault Zehnter wurde. Williams-Testfahrer Alexander Wurz aus Österreich erzielte die Bestzeit. BMW-Testfahrer Sebastian Vettel aus Heppenheim überzeugte als Dritter. Ralf Schumacher aus Kerpen kam im Toyota auf den siebten Rang.

Artikel vom 21.10.2006