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Bundespräsident findet Flaschenpost

Die zehnjährige Hannah Segerath aus Detmold erhält Antwortbrief von Horst Köhler

Von Dietmar Kemper
Detmold (WB). Jedesmal wenn Hannah Segerath Bundespräsident Horst Köhler im Fernsehen sieht, denkt das zehnjährige Mädchen aus Detmold an die Geschichte mit der Flaschenpost. Daran, dass sie in den Sommerferien einen Brief in eine alte Weinflasche stopfte und in die Ems in Emden warf und kurz darauf ein Kutter vorbeikam und eine Frau die Flasche herausfischte.
Nahm Kurs auf die Flaschenpost: Bundespräsident Horst Köhler im Sommerurlaub 2006. Foto: Carmen Jaspersen
Bei der Frau handelte es sich um Eva Luise Köhler, die Frau des höchsten Mannes im Staate, aber das wusste Hannah damals noch nicht. Zwei, drei Mal im Jahr besucht die Gymnasiastin ihren Großvater Gerd Segerath in Emden. Der wohnt direkt am Wasser, und so kamen Hannah und ihr Bruder Jakob auf die Idee, Strömung und Wellen als »Briefträger« der Natur zu nutzen. »Hallo Unbekannter, Sie haben als einziger diese Flaschenpost gefunden«, beginnt Hannah den Text auf den Zetteln vorzulesen, die sie und ihr Bruder in den Flaschenbauch steckten: »Wenn Sie die Flasche und den Zettel bei der folgenden Adresse abgeben, erhalten Sie eine Belohnung von zwei Euro.«
Als Adresse gaben die Kinder die ihres Opas im ostfriesischen Emden an. Kein Witz war das Antwortschreiben aus dem Bundespräsidialamt in Berlin. Opa Segerath erfuhr, dass Horst und Eva Luise Köhler ihren Sommerurlaub in Ostfriesland verbracht und die Kunsthalle in Emden besucht hatten. Bei der Bootsfahrt schließlich entdeckte die Frau des Bundespräsidenten die Flaschenpost. So etwas finde man nicht alle Tage, schwärmte Horst Köhler und schrieb Hannah: »Hiermit schicke ich Dir den Brief, der in der Flasche war, wie erbeten zurück.« Auf den zwei Euro Finderlohn bestehe der Bundespräsident nicht, teilte Opa Segerath seiner verblüfften Enkelin mit.
Statt dessen habe Horst Köhler seinem Brief eine Tasse beigelegt. »Auf der Tasse ist die Adlerdame Elli«, erzählt Hannah. Dabei handelt es sich um das Maskottchen des Bundespräsidialamtes. »Ich habe schon aus der Tasse getrunken, aber das mache ich jetzt nicht mehr«, erzählt Hannah dieser Zeitung. Das Mädchen hat Angst, dass der Schatz kaputt geht. »Jetzt steht die Tasse im weißen Wohnzimmerschrank, da kann sie nicht rausfallen«, berichtet die Zehnjährige, die bei RW Detmold Tennis spielt, gern schwimmt und liest und später mal Schauspielerin werden möchte.
Hanna wurde in Berlin geboren und lebt mit Vater Frank Segerath, Mutter Martina Kraus und Bruder Jakob seit fünf Jahren in Detmold. Jakob (8) beneidet die Schwester, denn seine Flaschenpost wurde nicht vom Staatsoberhaupt aus dem Wasser geholt. Horst Köhlers Antwortschreiben wird Hannah in einen Bilderrahmen stecken und aufhängen. Zur Zeit geht das aber noch nicht, denn immer wieder möchten Freunde und Bekannte die Grüße des Bundespräsidenten sehen.

Artikel vom 18.10.2006