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Rheuma hat viele Gesichter
Antworten der Experten am WESTFALEN-BLATT-Lesertelefon
Wie zeigt sich Rheuma, was kann man dagegen tun? Darum ging es jüngst am WESTFALEN-BLATT-Lesertelefon. Rheuma ist zunächst einmal ein Sammelbegriff für mehr als 400 Erkrankungen, deren einzige Gemeinsamkeit Schmerzen sind.
Entsprechend vielfältig waren die Fragen an die Fachärzte Dr. Gerhard Birkner und Dr. Markus Gaubitz sowie an Ludwig Hammel von der Selbsthilfeorganisation Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew. Sie wissen: Rheuma wird oft zu spät erkannt und behandelt. Eine frühzeitige Behandlung hat jedoch mehr Aussicht auf Erfolg.
Nachfolgend die meistgestellten Fragen und die Antworten der Experten - für alle Leser, die wegen der starken Nachfrage per Telefon nicht durchkamen.

Ein 63 Jahre alter Mann: Ich habe seit einigen Tagen erstmals starke Schmerzen im rechten großen Zeh, der auch heiß und geschwollen ist. Kann das Rheuma sein?Plötzliche Schmerzen im großen Zeh lassen zuerst an Gicht denken. Dabei wird die Entzündung durch Harnsäure im Gelenk ausgelöst. Lassen Sie ihr Blut untersuchen, ob erhöhte Harnsäurewerte vorliegen.

Eine 46-jährige Frau: Mein Arzt sagt, ich habe eine Fibromyalgie, die für meine Schmerzen an unterschiedlichen Stellen des Körpers und der Muskulatur verantwortlich ist. Entzündungszeichen im Blut liegen aber nicht vor. Was kann ich denn jetzt dagegen tun? Man hat hier recht gute Erfahrungen mit Krankengymnastik, eventuell in Kombination mit Medikamenten - etwa zur Muskelentspannung - gemacht. Übrigens gibt es für die Fibromyalgie spezielle Selbsthilfegruppen. Informieren Sie sich am besten bei der Rheumaliga.

Eine 41-jährige Patientin: Ich habe seit Jahren Rheuma, vor allem an den Händen und Schultern. Bringt Krankengymnastik noch etwas?...Auf alle Fälle. Krankengymnastische Übungen können entscheidend dazu beitragen, die Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit der Gelenke zu erhalten.

Ein 54-Jähriger: Ich werde mit Cortison behandelt. Wie schädlich ist das? Cortison ist nicht frei von Nebenwirkungen, weshalb die Therapie vom Arzt gesteuert und kontrolliert werden muss. Allerdings ist Cortison vielfach in der Rheumabehandlung unverzichtbar.

Verursacht Rheuma ausschließlich Schmerzen oder greift es auch die Gelenke an, möchte eine 29-jährige Anruferin wissen.Entzündliches Rheuma kann die Gelenke stark schädigen, bis hin zur dauerhaften Behinderung. Deshab ist eine frühe und gezielte Behandlung durch einen Rheumatologen so wichtig.

Als Rheuma-Patient (39) stoße ich immer öfter auf den Begriff Biologics. Was ist das?Die so genannten Biologics gehören zu einer neuen Generation von Medikamenten. Es handelt sich um verschiedenartig biotechnologisch mit hohem Aufwand hergestellte Eiweißstoffe, die in das gestörte Immunsystem eingreifen und besonders wirksam sind. Für den Einsatz bei rheumatoider Arthritis sind einige dieser Biologics zugelassen. Da sie sehr zielgerichtet wirken, scheinen sie normale Vorgänge im Körper weniger zu beeinträchtigen und nebenwirkungsärmer zu sein als zahlreiche herkömmliche Medikamente.

Meine Frau (50) hat seit Jahren schweres Gelenkrheuma. Ihr Arzt hat Sie jetzt auf das Medikament Enbrel eingestellt. Bringt das einen Fortschritt?Enbrel zählt zu den Biologics. Man hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht, auch bei schweren Rheumafällen und bei Kindern. Voraussichtlich wird also auch Ihre Frau davon profitieren.

Ein 54-jähriger Morbus-Bechterew-Patient: Ich möchte mich einer speziellen Trainingsgruppe anschließen. Zahlt das die Krankenkasse?Der Morbus Bechterew zählt zu den Erkrankungen, bei denen die Kasse unter bestimmten Umständen die Kosten übernimmt - zumindest für eine gewisse Zeit. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew oder die Rheuma-Liga kann weiter Informationen geben.

Artikel vom 28.10.2006