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Das Aids-Problem in Afrika
ist nicht so leicht zu lösen

Pfarrer Mpinganjira aus Malawi am Ceci-Gymnasium

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Relativsätze haben nur ein Relativpronomen.« Nach trockenem Stoff dieser Art genossen die Elftklässler des Ceciliengymnasiums jetzt eine Unterrichtsstunde ganz anderer Art: Pfarrer Joseph Mpinganjira aus Malawi berichtete über Aids in Malawi.

»Millionen Kondome sind nicht die Lösung«, sagte der katholische Seelsorger und nahm damit gleich all jenen den Wind aus dem Segeln, die auch die Kirche dafür verantwortlich machen, dass in der Dritten Welt beim Geschlechtsverkehr nicht ausreichend verhütet wird und der HI-Virus deshalb weit verbreitet ist. Eine Änderung der Mentalität sei nötig. »Wichtig ist der Respekt vor dem Mann, der Frau und dem eigenen Körper«, erklärte der »Father Joseph«, der in seiner Heimat versucht, die Menschen aufzurütteln, aufzuklären und das Schweigen um das Tabu-Thema Aids zu brechen.
»Seid vorsichtig bei der ersten Party-Nacht und benutzt Kondome, um euer Leben zu retten«, rät der Pfarrer seiner Gemeinde in Malawi immer wieder. Denn, so der 42-Jährige: »Es geht um Leben und Tod.«
Clara Braungart, Schülerin der Jahrgangsstufe 13 am Ceci, hatte den Besuch des Pfarrers vom afrikanischen Kontinent an ihrer Schule und an der Kuhlo-Realschule, an der ihre Mutter Lehrerin ist, organisiert. »Man muss über den Tellerrand blicken«, meinte die 18-Jährige, die nach dem Abitur selbst ein soziales Jahr in Malawi absolvieren möchte. Ihre Religionslehrerin Anke Löwe und Christian Wütig, »Missio«-Referent im Erzbistum Paderborn der Katholischen Kirche, nahmen den Vorschlag, den Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz von Malawi zu einem Vortrag einzuladen, gerne an.
Aids ist in Malawi heute die Haupttodesursache. an der Immunschwächekrankheit starben im Jahr 2005 sage und schreibe 78 000 Erwachsene und Kinder. Die katholische Diözese von Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, startete im Jahre 1993 das Programm »Hime Based Care« (HBC) zur häuslichen Pflege und betreut zurzeit 150 000 Waisen und 5000 chronisch Kranke, die größtenteils aus Aids-Patienten bestehen. Nicht ausgrenzen, sondern helfen, ist ihr Anliegen. Ihre Mitglieder sind zudem überzeugt: Aids ist keine Strafe Gottes.
Das internationale katholische Missionswerk »Missio« lädt auch die deutschen Gemeinden am Sonntag, 22. Oktober, ein, den Tag der Weltkirche mit besonderen Veranstaltungen zum Thema Aids/HIV zu begehen. Das gemeinsame Motto in Anlehnung an ein Bibelwort: »Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.«

Artikel vom 18.10.2006