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Die Bahn kommt - aber wann?

Streit um gesunkene Pünktlichkeitsquote und gestiegene Vorstandsgehälter

Berlin (dpa). Die Deutsche Bahn hat nach einem Bericht der »Bild am Sonntag« bei der Pünktlichkeit ihrer Personenzüge einen Rückschlag erlitten.

Lediglich 82 Prozent der Züge seien im ersten Halbjahr 2006 weniger als fünf Minuten zu spät ans Ziel gekommen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Informationen aus dem Bundesverkehrsministerium. Der Bahnkonzern bezeichnete diese Zahl als »definitiv falsch«, machte aber keine eigenen Angaben.
In einer Stellungnahme des Unternehmens hieß es am Sonntag in Berlin lediglich, wie 2004 und 2005 wolle die Bahn auch im laufenden Jahr eine Pünktlichkeit von 90 Prozent erreichen. Nach ihrer Definition sind Züge pünktlich, die nicht mehr als fünf Minuten Verspätung haben. Zuletzt stand die Bahn wegen der zum Jahreswechsel angekündigten Preiserhöhung in der Kritik.
Die Bahn AG wehrte sich zugleich gegen den Vorwurf, die Bezüge für ihre acht Vorstandsmitglieder seien innerhalb von sechs Jahren um 400 Prozent gestiegen. Die »Bild am Sonntag« hatte die Geschäftsberichte von 1999 und 2005 verglichen. Danach stieg die Summe der Vergütungen von 3,679 Millionen auf 14,693 Millionen Euro - zusammengesetzt aus 9,494 Millionen Euro Fixgehalt und 5,199 Millionen Euro variablem Anteil.
Ein Unternehmenssprecher sagte dazu, »beliebig herausgegriffene Zahlen« der Geschäftsberichte von 1999 und 2005 könnten nicht miteinander verglichen werden. »Hier werden Äpfel und Birnen miteinander in Beziehung gebracht.« Die Geschäftsberichte seien nach unterschiedlichen Rechnungslegungsstandards erstellt - der von 1999 nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) und der von 2005 nach internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS). Dies habe »unter anderem zu angepassten Rückstellungen bei Vorstandsbezügen« geführt.
Der Bahnsprecher betonte, dass der Schienenverkehr des Unternehmens in diesen sechs Jahren seine Produktivität um 45 Prozent gesteigert habe. Unabhängig von der positiven Entwicklung des Konzerns sei es »eine unbestreitbare Tatsache, dass die Vorstandsgehälter der DB AG im Vergleich zu anderen Unternehmen dieser Größenordnung weit unter Durchschnitt liegen«, sagte er.

Artikel vom 16.10.2006