21.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Duales Studium
im Mühlenkreis

Espelkamp: neues Ausbildungsangebot

Von Kathrin Weege
Espelkamp (WB). Eigene qualifizierte Arbeits- und Führungskräfte in der Region auszubilden - das ermöglicht das Duale Studium jetzt den Unternehmen im Umkreis von Espelkamp. In Kooperation mit der privaten Fachhochschule Wirtschaft und Technik (FHWT) bietet das Gründer- und Anwendungszentrum (GAZ) das »Duale Studium im Mühlenkreis« mit den Fächern Elektrotechnik und Mecha-tronik an.

»Zunächst können bei uns die ersten beiden Semester absolviert werden. Ziel ist aber auf Dauer, ein Grundstudium und schließlich das gesamte Studium anzubieten«, berichtet Dirk Engelmann-Homölle, Leiter des GAZ. Dafür muss Espelkamp eine bestimmte Zahl an Studenten vorweisen können.
Bei insgesamt vier Dozenten und zwei Gastdozenten haben jetzt die ersten jungen Männer ihr Studium in Espelkamp aufgenommen. Duales Studium bedeutet für sie, in dreieinhalb Jahren sowohl eine Ausbildung als auch einen Bachelor-Studienabschluss in den Bereichen Mechatronik oder Elektrotechnik zu erlangen. »Da sowohl Lehre als auch Studium verkürzt sind, müssen die Studenten schon einiges leisten«, sagt Engelmann-Homölle.
Im Wechsel sind die jungen Menschen eine Phase lang in ihren Betrieben und dann wieder ein Semester am Fachhochschulstandort. Sind die ersten beiden Semester in Espelkamp absolviert, geht es für die Studenten zum FHWT-Standort Oldenburg. Dort wird ebenfalls Elektrotechnik und Mechatronik angeboten. »Dann ist bei uns wieder Raum für neue Erstsemester«, erklärte der GAZ-Geschäftsführer.
Vorteile bietet der Standort Espelkamp den Studenten, da er heimat- und betriebsnah ist. Die moderne und innovative Studienform verbindet Praxis und Theorie in hohem Maße. »Möglich an der FHWT sind sowohl Bachelor- als auch Masterabschlüsse. Die erworbenen Fähigkeiten garantieren den jungen Menschen oft einen sicheren und guten Arbeitsplatz«, betont Engelmann-Homölle. Durch die gleichzeitige Ausbildung mit Vergütung besteht für die Studenten auch eine finanzielle Sicherheit.
»Die Realisierung des Fachhochschulstandorts Espelkamp ging sehr zügig. Mitte des Jahres 2005 haben wir erste konkrete Ideen gehabt, im Februar wurde der Kooperationsvertrag unterschrieben und bereits in diesem Herbst begann das Studium«, ist Engelmann-Homölle zufrieden. Bei der Auswahl der angebotenen Fächer waren folgende Kriterien ausschlaggebend: welche Unternehmen in der Region ansässig sind und welche Wünsche und Vorstellungen existieren. »Es folgten Gespräche mit den Unternehmen. Schließlich stand fest, dass die Fächer Elektrotechnik und Mechatronik angeboten werden sollten, denn in der Umgebung sind viele Betriebe mit Werkzeug-, Elektro- oder Sondermaschinenbau ansässig«, erläutert der GAZ-Leiter.
Zum Dualen Studium ist auch eine Interessengemeinschaft »Duales Studium im Mühlenkreis« gebildet worden, in der Unternehmen vertreten sind. Für die Unternehmen bietet das Duale Studium die Möglichkeit, selber gezielt und nach Bedarf Führungskräfte auszubilden. »Viele gehen zum Studieren in andere Städte, und nicht selten werden die guten Kräfte dann gleich dort geworben, und sie kehren nicht in die Heimat zurück.« Es sei auch nicht leicht, das bestätigten die Unternehmen aus der Region, Führungskräfte von außerhalb in die ländlichen Regionen zu holen. Weitere Vorteile für die Unternehmen sind die geringe Einarbeitungszeit der »eigenen« Kräfte sowie die kurzen Studienzeiten. Möglich ist für die Studenten der FHWT auch die Wahl von Schwerpunktfächern - orientiert an den Anforderungen des Unternehmens.
Voraussetzung für das Duale Studium sind Abitur oder Fachhochschulreife. Derzeit werden die Studenten im GAZ in einem Vortragsraum gemeinsam unterrichtet, ein Aufenthaltsraum dient zur Entspannung oder steht für Gruppenarbeiten bereit. Die Dozenten stammen von der FHWT, die Gastdozenten kommen zum Teil aus heimischen Unternehmen. Für einen Mathe-Dozenten wurde sogar eine Stelle ausgeschrieben, es entstand ein Arbeitsplatz. Dirk Engelmann-Homölle: »Von den Auszubildenden, über die Unternehmen bis zu den heimischen Dozenten haben wir alle in ein Boot geholt.«

Artikel vom 21.10.2006