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»Leben auf der Erde,
predigen den Himmel«

Großer Andrang zur Eröffnung im Historischen Museum


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Wir leben auf der Erde, aber wir predigen den Himmel,« sagte Superintendentin Regine Burg. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Eberhard David und Prof. Dr. Matthias Benad (Kirchliche Hochschule Bethel) eröffnete sie am Sonntag im Historischen Museum die Ausstellung »Zwischen Himmel und Erde«.
Die Superintendentin betonte vor großem Publikum, das sich im »Gässchen« des Museums und in der Karderie drängte, es sei keine kirchliche Ausstellung, sondern das Museum widme der Kirche eine Ausstellung. Nachzuvollziehen sei, dass sich die Kirche, wie auch zurzeit, immer wieder massiven Herausforderungen habe stellen müssen. Regine Burg: »Das macht vielen Menschen Angst, aber Kirche ist kein Hort, der immer bleibt, wie er ist.« Schon seit Martin Luther habe die evangelische Kirche den Auftrag der ständigen Reformation und Veränderung. Die Superintendentin: »Kirche muss die Menschen zu jeder Zeit erreichen, ihnen aufs Maul schauen.«
Schließlich lebe Kirche unter irdischen Bedingungen.
Matthias Benad hat gemeinsam mit Hans-Walter Schmuhl ein Buch über den Evangelischen Kirchenkreis Bielefeld 1815- 2006 »Aufbruch in die Moderne« geschrieben. Darin - und in der Ausstellung, die bis zum 28. Januar zu sehen ist - ist nachzuvollziehen, wie sich der Kirchenkreis entwickelt hat. Die Kirchenkreise wurden im frühen 19. Jahrhundert vom preußischen König als neue kirchliche Mittelebene eingeführt. Der Kirchenkreis Bielefeld reichte von Oerlinghausen bis nach Hessen, wurde später mehrfach verkleinert und umfasst heute das Gebiet der Stadt Bielefeld nördlich des Teutos.
Im 19. Jahrhundert musste die Kirche Stellung beziehen zu Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Verstädterung. Die ländliche Umgebung reagierte auf die rationalistische Theologie, die im Gefolge der Aufklärung entstanden war, mit Ablehnung. Die Menschen schlossen sich in der Erweckungsbewegung zusammen. Der gemeinsame Gesang, unterstützt von Posaunenchören, stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Glauben. Der Posaunenmusik ist eine Facette der Ausstellung gewidmet; die Exponate stammen aus allen 30 Gemeinden des Kirchenkreises, die sich auch alle kurz darstellen konnten. Posaunenmusik durfte zur Eröffnung nicht fehlen: Es spielte der Kleine Chor der Posaunenmission Bethel.

Artikel vom 16.10.2006