14.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Polizei soll besser werden

Erwin Südfeld und Uwe Flöß zur Neuorganisation im Präsidium

Bielefeld (WB). Seit Mai dieses Jahres wird geplant, das NRW-Innenministerium hat inzwischen per Erlass zugestimmt - am 1. Januar nächsten Jahres soll sie stehen, die wohl umfassendste Neuorganisation der größten Polizeibehörde in Ostwestfalen-Lippe. Was das neue Direktionsmodell von 2007 an für die Bielefelder und die Ordnungshüter bringt, darüber sprach mit Polizeipräsidenten Erwin Südfeld und dem Leiter der Umsetzungsgruppe, Leitendem Polizeidirektor Uwe Flöß, WESTFALEN-BLATT-Redakteur Jens Heinze.

Aus den drei Polizeiinspektionen wird eine Großinspektion mit Führungsstelle am Kesselbrink, die Bielefelder wenden sich künftig an Polizisten eines Wachbereiches Ost, Nord, oder Süd. Was wird sich ändern?Südfeld: Für den Bielefelder ändert sich so gut wie gar nichts. Alle bisherigen Wachen an der Kurt-Schumacher-Straße, dem Kesselbrink und am Stadtring bleiben erhalten, alle Streifenwagenbesatzungen bleiben vor Ort. Die drei bisherigen Kriminalkommissariate der jetzigen Polizeiinspektionen, bei denen die leichte und mittlere Kriminalität wie Diebstahl oder Straßenraub bearbeitet werden, sind auch vom 1. Januar 2007 an an gewohnter Stelle zu finden. Die Bürger, für die wir mit unserer Neuorganisation 30 bis 40 Beamte zusätzlich auf die Straße bringen wollen, werden keine längeren Wege haben.

Schutzpolizei und Kriminalpolizei sind nicht mehr wie zur Zeit in einer Art Gemischtwarenladen vereint, sondern finden sich künftig in den Direktionen Gefahrenabwehr/Einsatz, Verkehr und Kriminalität wieder. Warum die plötzliche Trennung offenbar bewährter Strukturen? Flöß: Das Direktionsmodell bringt klare Verantwortlichkeiten für jeden Kernbereich polizeilicher Arbeit. In der künftigen Polizeiinspektion Bielefeld, die zur Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz gehören wird, finden sich beispielsweise knapp 300 Beschäftigte aus dem Wachdienst, dem Bezirksdienst, der Polizei-Hundestaffel, dem Polizeigewahrsam, der Stadtwache und der für das Fußballgeschehen zuständigen szenekundigen Beamten unter einem Dach wieder. Genauso wird es bei der Kripo mit ihren Fachkommissariaten, dem Staatsschutz und unter anderem der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle bei der Direktion Kriminalität aussehen.
Vollkommen neu ist die Direktion Verkehr mit etwa 200 Mitarbeitern. Dazu gehört zukünftig auch die Autobahnpolizei. Kernaufgabe der neuen Direktion Verkehr wird die Unfallbekämpfung sein. Langfristiges Ziel der Bielefelder Polizei ist es, zu den zehn verkehrssichersten Großstädten Deutschlands zu gehören.

Eine Neuorganisation bringt unter Umständen auch den einen oder anderen Umzug mit sich. Bleiben alle Dienststellen dort, wo sie jetzt sind?Südfeld: Für einzelne Fachdienststellen ist die Raumfrage noch nicht geklärt. So befindet sich das Kommissariat Vorbeugung zur Zeit am Rande der Innenstadt an der Lerchenstraße und ist vielleicht nicht für jeden ideal zu erreichen. Da gilt es zu überlegen, ob nicht ein Umzug an den Kesselbrink Sinn macht.

Die "Dorfsheriffs", also die Bezirksbeamten, sind das Ohr der Polizei am Munde des Bürgers. Was ändert sich hier nach dem 1. Januar 2007?Flöß: Es ändert sich gar nichts. Die Einteilung der 36 Bezirke bleibt so bestehen, wie sie jetzt ist. Übrigens nimmt Bielefeld in Sachen Bezirksbeamte eine Spitzenstellung ein. Nach der Empfehlung des Landes NRW müssten wir eigentlich nur 33 statt unserer 36 Dorfsheriffs haben.

Was erwartet sich Bielefelds Polizeipräsident vom nächsten Jahr an von der Neuorganisation?Südfeld: Ich erwarte bessere Ergebnisse in der Polizeiarbeit. Die Erfahrungen mit dem Direktionsmodell in den Polizeibehörden Köln und Aachen haben eine andere Führungsphilosphie, mehr Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation zu Tage gefördert. Wir sind schon in diesem Jahr in Bielefeld, Deutschlands sicherster Großstadt des vergangenen Jahres, auf einem guten Weg. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres war die Kriminalität leicht, die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich rückläufig. Ich wünsche mir, dass diese Entwicklung bis zum Jahresende so bleibt.

Artikel vom 14.10.2006