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Flug zur Familie
endet tödlich

Mitglieder des Luftsportvereins Rietberg

Von Karl Pickhardt
Paderborn/Rietberg (WB). Am Paderborner Flughafen herrscht große Betroffenheit nach einem Flugzeugabsturz in Sachsen, bei dem am Wochenende zwei Menschen ums Leben kamen.
War ein erfahrener Pilot: Gerd Klemp (48).
Wollte zur Familienfeier: Steffi Kibkalo (47).

Der 48-jährige Pilot Gerd Klemp und seine 47 Jahre alte Lebensgefährtin Steffi Kibkalo waren mit einem gecharterten Kleinflugzeug vom Typ »Piper PA 28« in Ahden gestartet und nahe Kohren-Sahlis (Kreis Leipziger Land) abgestürzt. Sie gehörten beide seit vielen Jahren dem Luftsportverein Rietberg (Kreis Gütersloh) an, dessen Maschinen am Paderborner Flughafen in Ahden stehen.
Die beiden einzigen Passagiere des viersitzigen Sportflugzeuges wollten zu einer Familienfeier ins thüringische Altenburg, um dort den Geburtstag des Vaters von Steffi Kibkalo zu feiern.
Angehörige der Familie warteten am Flughafen Altenau an der thüringischen Landesgrenze vergeblich auf die Ankunft des Paderborner Flugzeugs. Ein Jäger hatte zuvor beobachtet, wie die Maschine in einem Feuerball nur vier Kilometer vom Zielflughafen Altenburg entfernt aufgeschlagen war. In der Nähe der Absturzstelle übten zufällig Feuerwehrkräfte: Sie konnten den beiden Flugpassagieren aus Paderborn nicht mehr helfen.
Schlechtes Wetter ist offenbar die Absturzursache, mutmaßen Fliegerfreunde in Paderborn. Er sei mindestens 1000 Fuß (etwa 300 Meter) zu tief geflogen. Die Flugaufsicht in Altenburg versuchte vergeblich, die Maschine auf sicheren Kurs zu bringen.
Der Pilot hatte nach Angaben aus dem Luftsportverein Rietberg mehrere Warnungen in Paderborn von Fliegerkameraden vor dem schlechten Flugwetter am Freitagabend in den Wind geschlagen. Zum Zeitpunkt des Absturz herrschte dichter Nebel. Kurz vor 18 Uhr sei der Maschinenbau-Ingenieur, der mit seiner Lebensgefährtin in Dortmund lebte, gestartet, um eben diese Familienfeier zu erreichen. »Er hatte auch die Lizenz zu Sichtflugregeln bei Nacht«, sagte Geschäftsführer Dietmar Gieffers vom Luftsportverein Rietberg, dem fast 500 Mitglieder angehören. Gerd Klemp sei etliche Male von Ahden aus gestartet und gelte als sehr erfahrener Pilot. Seit vielen Jahren besitze er einen Flugschein.
Gerd Klemp und Steffi Kibkalo waren in der ehemaligen DDR einst Schulfreunde und zusammen in Altenburg aufgewachsen. Sie hatten sich aus den Augen verloren und erst nach der Wende wieder gefunden, um fortan ein gemeinsames Leben zu führen. Die Lebensgefährtin hinterlässt zwei erwachsene Töchter.
Im Luftsportverein Rietberg am Paderborner Flughafen galten beide Vereinsmitglieder als sehr beliebte und gesellige Menschen, die fast jedes Wochenende in Büren-Ahden weilten.
»Wir haben gute Freunde verloren«, sagte Dietmar Gieffers. Im Vereinsgebäude am Paderborner Flughafen brannten am Wochenende Kerzen vor den Bildern der beiden abgestürzten Freunde.

Artikel vom 16.10.2006