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Marktkauf
im Preiskampf

Einigung über Sozialplan erzielt

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Die zur Edeka gehörende Bielefelder Marktkauf-Gruppe hat eine neue Runde im Preiskampf mit den Discounter eröffnet. Zahlreiche Markenartikel wurden drastisch verbilligt. Nach vier Stunden Verhandlung ist am Freitag eine Einigung über einen Sozialplan für die Marktkauf OHG (alle SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte und Baumärkte) erzielt worden.
Stephan Schelo krempelt Marktkauf im Auftrag der Edeka gründlich um.

Über das Ergebnis der Verhandlungen wird der Betriebsrat am 23. Oktober beschließen. Bis dahin haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Nicht in das Ergebnis einbezogen ist die Zentralverwaltung in Bielefeld. Über einen Sozialplan für diese Mitarbeiter wird noch verhandelt.
Die Marktkauf-Aktion läuft unter dem Werbeslogan »Preise runter -ÊMarkenartikel radikal billiger«. Nach Angaben von Pressesprecherin Andrea Ebert wurde etwa der Preis für eine Flasche Rotkäppchen-Sekt um 23 Prozent gesenkt. Kaffeetrinker sparen 21 Prozent beim Kauf von Onko. Die Gutfried-Putenwurst gibt es sogar um 37 Prozent günstiger.
»Die Verbraucher können sich nun den Weg zum Discounter sparen«, meinte Ebert. Zugleich böte Marktkauf weiterhin den vollen Service eines SB-Warenhauses mit größerer Auswahl und qualifizierter Bedienung.
Mit der Produktschiene »Gut und billig« verfügt Marktkauf seit Jahren über eine eigene Handelsmarke, die den Anspruch hat, nicht teurer als das entsprechende Angebot beim Discounter zu sein. Mit den 650 Artikeln erwirtschaftet das SB-Warenhaus etwa acht bis zwölf Prozent des Umsatzes.
Außerhalb des Konzerns stößt die Rabattaktion allerdings auch auf Kritik. Marktkauf rücke damit zu sehr in die Nähe der Discounter. Die Situation im Unternehmen ist laut »Lebensmittel Zeitung« weiter ernst. So soll sich der Verlust der SB-Warenhäuser in diesem Jahr auf 38 Millionen Euro addieren, in der Baumarktsparte auf 90 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte Marktkauf bei einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro 17,7 Millionen Euro Verlust eingefahren.
Während der Betriebsrat am Freitag über den Sozialplan für mutmaßlich 1000 Vollzeitstellen verhandelte, rief die Gewerkschaft Ver.di die Beschäftigten am Freitag erneut zum Widerstand gegen Stellenstreichungen auf. »Sparkurs ohne Perspektiven ist der falsche Weg«, meinte Bezirksleiter Dirk Nagel vor etwa 100 Mitarbeitern der Bielefelder Marktkaufzentrale. Er forderte die Beschäftigten auf, über mögliche Streiks nachzudenken.

Artikel vom 14.10.2006