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Möhrenblüten
und Lachs im
»Alu-Mantel«

Japanisch kochen mit Mami Busse

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). »Ich koche leidenschaftlich gern«, erklärt David Dabic und reibt sich, vergnügt grinsend, den nicht wirklich vorhandenen Schweiß von der Stirn. Spaß muss sein, denn die Aufgabe, die der 16-Jährige gerade »bearbeitet«, ist eigentlich gar nicht so anstrengend: Aus Möhrenscheiben sticht er kleine »Blüten« aus. Sie sollen später als hübscher Blickfang die Gerichte zieren.

Nicht nur David und sein gleichaltriger Freund Maximilian sind schon seit gut einer Stunde mit Feuereifer bei der Sache. 15 weitere Teilnehmer des Abends »Japanische Küche - japanisch Kochen« schauen in der Küche der Realschule Brackwede der gebürtigen Japanerin Mami Busse ebenfalls gespannt bei der Zubereitung typischer Speisen ihrer Heimat über die Schulter und lassen sich fachkundig in Theorie und Praxis sowie die Geheimnisse der ostasiatischen Kochkunst einweihen.
Eifrig werkeln die Eleven zwischen Sojasoßen und Misopaste aus Sojabohnen herum, bringen mit großen Messern Gemüse und andere Zutaten in appetitliche kleine Formen - und achten dabei ebenso sorgsam wie erfolgreich darauf, dass die Fingerkuppen möglichst außerhalb der Reichweite der überaus scharfen Japan-Klingen bleiben.
Derweil köchelt der Reis schon in den genialen Reiskochern, die zum einen ein Anbrennen unmöglich machen und sich zum anderen selbstständig abschalten, wenn der Reis den richtigen »Biss« hat.
Eingeladen hatte die Deutsch-Japanische Gesellschaft Bielefeld e. V. zu diesem besonderen Kochkursus, der zweimal pro Jahr veranstaltet wird. Das Angebot mit Mami Busse hat ganz offensichtlich die unterschiedlichsten Altersklassen erreicht. Neben den beiden 16-jährigen Freunden ist Inge Wiefel damit beschäftigt, die Zutaten für »Sake no tsutsumi-yaki« (Lachs im »Alu-Mantel« auf Seetang, Bambussprossen, Frühlingszwiebeln, Sojasprossen und Pilzen), appetitlich auf Alufolie anzurichten und einzuwickeln.
Auch Volker Linnenbürger (55) ist daran interessiert, bei Mami Busse »Sumashi-jiru« (Krabbensuppe mit Kartoffeln und Gurkenscheiben), Spinatsalat in Algenblättern, Salat mit Sojabohnenpaste und »Maze-gohan« (gemischter Reis mit Hühnerfleisch und Gemüse), sowie Reis mit Süßkartoffeln nicht nur kennenzulernen, sondern später auch am heimischen Herd selbst zubereiten zu können.
Nein, nicht die Ehefrau habe ihn angemeldet, antwortet er vergnügt auf eine entsprechende Frage. Dass Männer in Kochkursen zumeist noch als »Exoten« betrachtet werden, kann Linnenbürger so gar nicht verstehen. »Ich lebe und versorge mich allein«, erklärt er. Und weil der 55-Jährige neben der deutschen Küche - »die kann ich sowieso« - gern neue Gerichte ausprobiert, schaut er per Kochkursus gern über den eigenen Tellerrand.
»Ich habe schon Kurse für griechische, italienische und auch chinesische Küche belegt«, zählt Linnenbürger auf. »Als dann die Einladung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für diesen Abend kam, habe ich umgehend zugeschlagen.«
Die Begeisterung für selbst zubereitete asiatische Leckereien ist bei ihm - aber auch seinen Mitköchen und -köchinnen - zur »Halbzeit« deutlich zu spüren. Damit ihnen die Zeit jedoch bis zum krönenden Abschluss des Abends bei dem gemeinsamen Mahl an der traditionell japanisch gedeckten Tafel mit Suppenschale und Stäbchen nicht zu lang wird, bietet Mami Busse zwischendurch Nashi-Birnen oder Kaki-Fruchtstückchen zum Probieren an. Die gibt es später auch als Nachtisch. Doch zuvor heißt es, den verführerischen Düften von Sumashi-jiru oder Sake no tsutsumi-yaki vom Herd und aus dem Ofen zu widerstehen - bis es endlich heißt: »Ita da ki ma su - Guten Appetit!«

Artikel vom 14.10.2006