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Transrapid-Strecke:
erster Unfall 2004

Zwei Werkstattwagen kollidierten

Hannover (dpa). Auf der Transrapid-Teststrecke im Emsland hat es schon vor der Katastrophe vom 2. September mit 23 Toten zwei Unfälle mit Wartungswagen gegeben.

Dabei kamen Menschen jedoch nicht zu Schaden. Nach Darstellung des Verkehrsministeriums in Hannover und der Landesverkehrsbehörde war am 10. Dezember 2004 ein Wartungswagen wegen Glatteis nicht rechtzeitig zum Stehen gekommen und mit Tempo 20 in ein anderes stehendes Wartungsfahrzeug gerutscht. Dabei sei ein Schaden von 100 000 Euro entstanden.
Zudem gab es nach Angaben des Ministeriums am 4. Januar 2005 einen zweiten, bisher öffentlich nicht bekannten Vorfall auf der Teststrecke. Dabei sollten von einem Werkstattwagen aus Wartungsarbeiten unterhalb des Fahrweges vorgenommen werden. An der Steigvorrichtung einer Arbeitsbühne war allerdings eine Klappe nicht ordnungsgemäß verriegelt. Diese löste sich und stieß gegen einen Stützpfeiler. Es sei nur geringer Schaden entstanden.
Einen Zusammenhang mit dem schweren Unglück vor drei Wochen, das 23 Menschen das Leben kostete, gibt es nach Meinung von Niedersachsens Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) aber nicht. Eine solche Verbindung herzustellen sei »unzulässig«, sagte Hirche am Freitag in Hannover: »Der Dreck unter dem Teppich erklärt noch nicht, wenn eine Wand zusammenbricht.« Einen Unfall mit dem Transrapid selber habe es bis zur Katastrophe nicht gegeben, betonte der Politiker.
Hirche kritisierte auch die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, die zwar über die Unfälle informiert worden sei, diese Informationen aber nicht an sein Ministerium weitergegeben habe. Künftig solle die Behörde alle Vorfälle rund um die Teststrecke ans Ministerium melden.
Die »Hannoversche Allgemeine Zeitung« hatte über den Unfall von 2004 berichtet und die Vermutung geäußert, sowohl der Zwischenfall vor zwei Jahren als auch die Katastrophe vor drei Wochen hätten mit einem automatischen Sicherungssystem verhindert werden können. Am 22. September war ein Transrapid mit Tempo 170 auf einen Werkstattwagen geprallt. 23 Menschen kamen ums Leben, zehn wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt gegen zwei Mitarbeiter der Leitstelle wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Die beiden Männer hatten die Fahrt des Zuges freigegeben, obwohl der Werkstattwagen noch auf der Strecke stand.

Artikel vom 14.10.2006