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So alt wie die Queen,
nur kuscheliger

Auch »Pu der Bär« feiert jetzt seinen 80. Geburtstag

Von Thomas Burmeister
London (dpa). Er ist so alt wie die britische Königin, nur viel kuscheliger. In Hollywood hat er als einziger Teddybär einen Stern auf dem »Walk of Fame«.

Und sein 80. Geburtstag wurde noch länger gefeiert als jener der Queen, fast zehn Monate lang. Den Höhepunkt erreicht das Jubiläumsjahr jedoch erst an diesem Samstag, denn am 14. Oktober 1926 erschien »Winnie-The-Pooh« alias »Pu der Bär« das erste Mal als Buch.
Gleich im ersten Kapitel (»In welchem wir Winnie-dem-Pu und einigen Bienen vorgestellt werden und die Geschichten beginnen«) machte sein Schöpfer Alan Alexander Milne (1882-1956) klar, mit was für einem Burschen die Leser es fortan zu tun haben würden: Ein wenig schwer von Begriff (wie manche Kinder, wenn sie ins Bett gehen und rasch einschlafen sollen), oft tollpatschig, grenzenlos gutmütig und stets versessen auf Süßes - am liebsten Honig.
Schon in einem Gedicht von A.A. Milne für seinen 1920 geborenen Sohn Christopher Robin, das 1924 erschien, betrat der Bär Pu die literarische Bühne. Davon nahmen aber nur wenige Notiz. Als eigentliche Geburtsstunde gilt vielen »Pu-Ologen« Heiligabend 1925. Damals brachten Londoner Familienväter mit der Zeitung »Evening News« die erste veröffentlichte Geschichte über »Winnie-The-Pooh« mit nach Hause. Der Erfolg war groß, bald folgte das Buch.
»Seitdem hat er Generationen begeistert, unendlich vielen Kindern Freude und Trost gespendet und einen riesigen Freundeskreis in der ganzen Welt gefunden«, sagt Pu-Expertin Cindy Rose von Walt Disney. Der Entertainment-Riese, dem längst die Vermarktungsrechte an der Figur gehören, hat den Pu-Geburtstag groß inszeniert.
Dazu gehörte die Stern-Verleihung in Hollywood. Immerhin: Nur Micky Maus macht bei Disney mit Büchern, Spielen und Stofftieren mehr Umsatz als der englische Teddy. Seit 1926 in London der erste Band über den kleinen Petz erschien, sind weltweit mehr als 30 Millionen Pu-Bücher in 40 Sprachen verkauft worden. Zur Pu-Faszination trugen dabei stets die herrlichen Illustrationen von Ernest Shepard bei. Die Vorlage für seine Pu-Zeichnungen war der alte Familienteddy der Shepards.
Die kleinen Abenteuer, die Pu und seine Freunde Ferkel, »Tieger«, Kaninchen, I-Aah, Kanga und natürlich der Christopher Robin erleben, sind eigentlich eher unspektakulär. Kinderpsychologen sehen das Rezept für den Erfolg vor allem darin, dass die Schrullen der knuddeligen Figuren Kindern helfen, mit eigenen Charakter- und Stimmungsunebenheiten fertig zu werden.

Artikel vom 14.10.2006