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Grippe-Impfstoff lässt
wieder auf sich warten

Influenza erreicht Bielefeld - Ältere mit Schutzvorrang

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Weil der Impfstoff gegen die Herbstgrippe (Influenza) 2006 wie im Vorjahr nur mit Verzögerung hergestellt werden kann, erhalten zurzeit auch in Bielefelds Arztpraxen vorrangig zunächst ältere Menschen (ab 60 Jahre) und chronisch Kranke den Schutz. Auch gesetzlich versicherte Kassenpatienten müssen keine Praxisgebühr entrichten.

»Der neue Impfstoff wird erst übernächste Woche ausgeliefert. Das ist aber überhaupt nicht dramatisch«, erklärte Dr. Klaus Reinhardt vom Ärzteverbund MEDI OWL gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Der Bielefelder Allgemeinmediziner rechnet ohnehin erst im Januar und Februar kommenden Jahres mit der Infektionswelle.
Eine Infektion mit den jeden Winter zirkulierenden Influenzaviren bedeutet für Personen mit Grundleiden wie Herz-Kreislauf-Beschwerden oder chronischen Lungenerkrankungen eine erhöhte Gefährdung. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission am Berliner Robert-Koch-Institut chronisch Kranken und Älteren seit Jahren die jährliche Grippeschutzimpfung. Gleiches gilt für medizinisches Personal in Krankenhäusern und in der Altenpflege, wo die Ansteckungsgefahr höher ist als anderswo.
Dass der benötigte Impfstoff nur langsam die Praxen erreicht, hat seinen Grund: Weil sich der Grippe-Virus jährlich leicht verändert, müssen die Forscher erste Erkrankungen abwarten, um das richtige Antigen zunächst an Hühner-Embryonen zu testen und auf den Markt zu bringen. »Das ist ein schwieriger Prozess«, weiß Dr. Reinhardt.
22 Millionen Dosen sollen trotzdem im Winter 2006/2007 für alle Deutschen zur Verfügung stehen. Wie viele davon in Bielefeld an den Mann oder an die Frau gebracht werden, bleibt abzuwarten. Dr. Reinhardt rechnet in seiner Praxis wieder mit 50 bis 80 Impfungen am Tag. Noch verhandeln die Kassenärztlichen Vereinigungen mit den gesetzlichen Krankenkassen wie der AOK über die generelle Übernahme der anfallenden Ausgaben. Eine Einigung wurde bislang nicht erzielt. Die privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel jetzt schon in voller Höhe nicht nur für die Risikopatienten.
Fest steht, dass zurzeit nicht alle Impfwünsche sofort befriedigt werden können. Die Impfstoffmenge hat indes auch im vergangenen Jahr ausgereicht, um den Bedarf im Laufe der Saison zu decken. Wer sich impfen lässt, sollte auch seine Pneumokokken-Impfung auffrischen, um sich vor Bakterien zu schützen, die schwere Krankheiten wie Lungenentzündungen hervorrufen können, zu schützen. Älteren Menschen wird sie alle sechs Jahre empfohlen.
Gegen den Vogelgrippe-Virus H5N1 kann sich der Mensch bis dato indes noch immer nicht schützen. »Es gibt keinen Impfstoff. Und es besteht auch kein Grund, ihn zu entwickeln«, betonte Dr. Matthias Schröter vom Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst NRW. Die Gefahr, an der Vogelgrippe zu erkranken, sei äußerst gering und ökonomisch kaum zu vertreten. 253 Infizierte zählte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2003, 148 Menschen verstarben. Wer sich angesteckt hat, wird in der Regel mit »Neuraminidase«, einem Protein auf der Oberfläche von Viren, behandelt. Die Infektionsgefahr in Deutschland tendiert laut Schröter »gegen null«.

Artikel vom 14.10.2006