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Stets flexibel auf
Neues reagieren

»Die Holzwerkstatt«: Möbel nach Maß

Von Alexandra Rüther
Blomberg/Höxter (WB). Nichts ist so beständig wie der Wandel. Wer sich die 30-jährige Geschichte der Firma Rudolf Koch Holzverarbeitung in Blomberg anschaut, findet hier dieses Sprichwort in die Praxis umgesetzt.

Die Flexibilität, richtige Reaktionen auf Anforderungen des Marktes machen den Erfolg des kleinen Unternehmens aus.
Der Betrieb, 1976 in Kollerbeck (Kreis Höxter) gegründet, firmiert inzwischen unter dem Namen »Die Holzwerkstatt« - ein Schritt, der die Weiterentwicklung auch nach außen hin sichtbar machen soll. Holz wird nicht mehr »nur« verarbeitet - zu Schranktüren, Bettseiten oder Schubkästen. Es entstehen ganze Möbel, die selbst oder mit dem Kunden zusammen entworfen werden - Möbel nach Maß.
Als der heute 64-jährige Rudolf Koch vor 30 Jahren den Schritt in die Selbständigkeit wagte, arbeitete er als Zulieferer für einen einzigen Kunden, Stilmöbel waren damals »up to date«. Kurze Zeit wurde auch für den Außenbereich gefertigt: Anfang der 1980-er Jahre waren Balkonbretter gefragt. 60 000 Bretter pro Jahr wurden damals nach dem Umzug nach Schwalenberg in der dortigen Werkstatt hergestellt. Als die fertigen Bretter aus Rumänien dann aber weniger kosteten als das Holz, das der Betrieb aus Dänemark bezog, hatte sich das Thema schnell erledigt. Die kleine Firma konzentrierte sich wieder auf das Zuliefergeschäft und machte sich schnell einen Namen, baute Massivholzteile für Firmen wie Hülsta, Bergmann oder Incasa.
Ende der 1990-er Jahre reichten die Kapazitäten in der Werkstatt in Schwalenberg nicht mehr aus. In Blomberg wurde eine neue Produktionshalle gebaut. »Das war natürlich ein enormer Schritt, verbunden mit einem großen Risiko«, erinnert sich Rudolf Koch. Um diesen Schritt kurz vor dem Rentenalter zu tun, bedarf es wohl zudem einer gehörigen Portion Idealismus. »Aber ohne diesen Idealismus gäbe es mich wahrscheinlich schon lange nicht mehr«, sieht der staatlich geprüfte Holztechniker diese Einstellung auch als Antriebsfeder.
Schließlich will er seinen Betrieb leistungsfähig an die nächste Generation übergeben. Sein Sohn Tobias Koch, ebenfalls staatlich geprüfter Holztechniker und Tischlermeister, arbeitet seit sechs Jahren mit im Team. Während Koch Senior überwiegend in der Produktion tätig und für seine fünf Mitarbeiter immer Ansprechpartner ist, beschäftigt sich Koch Junior mit dem Bestellwesen und der Arbeitsvorbereitung. Hinzu kommt die Kundenbetreuung. Unterstützt wird er hier von seiner Mutter Doris Koch. War sie bislang für Lohnbuchhaltung und Auslieferung zuständig, kümmert sie sich jetzt in erster Linie um die neuen Kunden.
Für das Steinheimer Unternehmen Incasa entwarf sie ein eigenes Programm: Betten, Nachtkonsolen, Anrichte und Spiegel. »Das waren die ersten Weichenstellungen hin zur Entwicklung eigener Möbel und schließlich zum Verkauf an den Endkunden. Vom Zuliefergeschäft allein hätten wir nicht mehr existieren können«, sagt Tobias Koch. Der europäische Markt, speziell im Osten, habe das Geschäft schwieriger gemacht.
Inzwischen stehen in Haushalten in ganz Ostwestfalen-Lippe Möbel der »Holzwerkstatt« in Blomberg. Um auf sich aufmerksam zu machen, ging man außergewöhnliche Wege. Neben einer großen Ausstellung in der Werkstatt selber finden sich weitere in leerstehenden Läden in Blomberg (Neue Torstraße), Bad Pyrmont (Wandelhalle) sowie in Höxter an der Wes-terbachstraße und an der Nicolaistraße. »Bei dieser Form der Werbung profitieren zwei Seiten«, sagt Doris Koch, »die Menschen können sich direkt ein Bild von dem machen, was wir bauen, und in den Innenstädten gibt es weniger leere Schaufenster.«
»Die Holzwerkstatt« in Blomberg blickt auf 30 Jahre Erfahrung zurück. Die Qualität der Produkte ist zusammen mit den Kundenansprüchen ständig gestiegen. »Die Leute legen Wert auf Individualität und wollen sich - auch mit ihren Möbeln - von der Masse abheben.« Diese Erfahrung haben die Kochs gemacht und darauf reagiert. Nichts ist eben so beständig wie der Wandel. »Die Holzwerkstatt« steckt mittendrin.

Artikel vom 21.10.2006