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Von Michael Diekmann

Bielefelder
Optik

CineStar - der Hauptfilm startet jetzt


Bleibt man in der Fachsprache, würde man sagen: Nach verunglücktem Vorfilm wird der Hauptfilm um so besser. Am 1. April 2006 erst hat der englische Investor Nick Hutley den CineStar-Komplex von Andreas Husemann und dessen H&H GmbH übernommen. Bereits zum Jahresende wird sich das Objekt gänzlich anders präsentieren - zunächst als große Baustelle, anschließend als innerstädtisches Eventcenter, in dem neben den angestammten Kinos zwei Gastronomen und ein Bowling-Profi gleich mit 12 Bahnen einziehen.
Wer mit Andreas Husemann spricht, vernimmt viel ehrliche Selbstkritik. Der Bielefelder, der mindestens bis Ende 2007 als Hutleys Berater vor Ort tätig sein wird, kennt die Immobilie, die Standortbedingungen und aus eigener Erfahrung das unerfreuliche Kapitel mit Leerstand und Zwangsverwaltung, räumt bereitwillig Fehler ein. Wie viele davon seinerzeit die Koalition aus Baudezernent Wolfgang DuBois und Entwickler Cafer Sagir überhastet im überzogenen Kino-Wettlauf gemacht haben, lässt man heute besser unkommentiert. Einzig: Politik und Verwaltung sind gefordert, künftig projektbegleitend nicht nur nach Baurecht zu befinden, sondern auch nach Ästhetik und Funktionalität. Dass es im CineStar nie eine laufintensive Passage zwischen Feilen- und Zimmerstraße geben würde, hätte schon am Zeichenbrett klar sein müssen.
Natürlich ist Nick Hutley ein Glücksfall für Bielefeld (findet auch Husemann). Er kommt unvoreingenommen mit englischem Eigenkapital, analysiert sachlich und kann - ganz anders als mancher ortskundige Immobilienmann - die Defizite des Standortes mit einer Investition von einer Million Euro abarbeiten. Das »dunkle Loch« zur Feilenstraße verschwindet. Dafür investiert ein Privatmann fast 500 000 Euro in eine Bowling-Anlage. Jeweils 150 000 Euro lassen sich Abdullah Tekin und Guang Fu ihre Gastronomie-Konzepte kosten. Die Überreste einer eher unglücklichen kleinteiligen Abschreibungsgastronomie verschwinden im Bauschuttcontainer.
Andreas Husemann spricht von einem frischen Wind, Nick Hutley hat zwischenzeitlich vier weitere Immobilien in Deutschland erworben. Ach ja, Bielefeld hat noch jede Menge planerischer »Baustellen«. Herzlich willkommen am Teuto, Mister Hutley.

Artikel vom 14.10.2006