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Regierung weist Krebs-Bericht zurück

Angeblich höhere Zuzahlung bei fehlenden Vorsorgeuntersuchungen


Berlin (Reuters). Empört hat das Gesundheitsministerium auf Angaben von Krankenkassen über höhere finanzielle Lasten für Krebskranke reagiert. Ressortsprecher Klaus Vater sprach von »Blödsinn«. Er sagte: »Die ganze Geschichte ist nichts als Angstmache.« Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen würden künftig stärker belohnt. »Bild am Sonntag« berichtete, wenn Krebs-Patienten von einem bestimmten Jahrgang an nicht zu Vorsorgekontrollen gegangen seien, müssten sie für Medikamente und Hilfsmittel künftig bis zu zwei statt bislang ein Prozent ihres Einkommens aufbringen. Diese Passage finde sich im Gesetzentwurf des Ministeriums zur Gesundheitsreform. Danach gelte die Neuerung für Männer von Jahrgang 1962 an und für Frauen von Jahrgang 1987 an.
Der Vorstandschef der Deutschen Angestellten-Krankenkasse, Herbert Rebscher, sprach von einem »absolut grotesken und zynischen« Vorhaben. Bei solch einem Schicksalsschlag bräuchten Betroffene und Angehörige »Unterstützung und keine finanziellen Strafaktionen«. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler, sagte: »Ich hoffe, dass es sich um einen handwerklichen Fehler handelt, der bei der Gesetzgebung korrigiert wird.«
Der Sprecher von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) griff Rebscher scharf an. »Was der sagt, ist dumm und bösartig«, betonte Vater. »Wer sich therapiegerecht verhält, zahlt nur ein Prozent.« Die Regierung tue genau das, was die Kassen verlangten, nämlich Vorsorge zu stärken. Wer künftig Vorsorgemaßnahmen wahrnehme und als chronisch Kranker ein Behandlungsprogramm in Anspruch nehme, »wird dadurch belohnt, dass seine Zuzahlung reduziert wird«, betonte er. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, Gerhard Ehninger, sagte, die Pläne seien skandalös. »Für einige Krebserkrankungen gibt es gar keine Vorsorgeuntersuchungen.«

Artikel vom 16.10.2006