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»Ich habe keine Krise«

Lukas Podolski explodierte auf dem Platz - und hinterher

Bratislava (dpa). Erst explodierte er auf dem Spielfeld, dann platzte ihm der Kragen: Lukas Podolski hat seinem vierten Tore-Doppelpack im Nationaltrikot eine Abrechnung mit seinen Kritikern folgen lassen und dabei auch vor Michael Ballack nicht Halt gemacht.

Ê »Ich habe Spaß am Fußball. Was andere hinein interpretieren, das ist mir scheißegal«, ereiferte sich der Stürmer nach seinen beiden Treffern zum 4:1-Sieg der Nationalmannschaft in der Slowakei. »Wenn einer mit mir ein Problem hat, dann soll er zu mir kommen. Er hat mit mir nicht gesprochen«, sagte der 21-Jährige in Richtung Ballack. Der Kapitän hatte Podolski nach dessen Platzverweis gegen Georgien noch vor der beeindruckenden Ballnacht von Bratislava zur kritischen Selbstanalyse aufgefordert.
Patzig antwortete Podolski nach dem erneuten Glanzauftritt im DFB-Dress auf Fragen nach seiner Befindlichkeit. Statt Erleichterung über den rasanten Formanstieg binnen weniger Tage zu zeigen, reagierte der Jungstar dünnhäutig. Offensichtlich hatte die öffentliche Diskussion um seine Reservisten-Rolle bei Bayern München und die Rote Karte von Rostock doch tiefere Spuren hinterlassen. Von der einst typischen schnoddrig-frechen Podolski-Leichtigkeit war in Bratislava keine Spur mehr. »Ich bin 21 Jahre und kann noch weiter Fußball spielen. Ich verstehe die Aufregung nicht. Ich habe keine Krise.«
Mit seinen Toren Nummer sechs und sieben in der laufenden EM- Qualifikation bewies der Ex-Kölner erneut seinen Stellenwert für die Nationalmannschaft. Im 37. Länderspiel schraubte er seine Quote somit auf beeindruckende 22 Treffer und ist in jungen Jahren schon auf den Spuren des Rekordtorschützen Gerd Müller (68 Tore). »Er hat die Nerven im Griff. Man sieht, was er für ein Potenzial hat. Das war ja unbestritten«, lobte nun auch Ballack, schob die Mahnung jedoch hinterher: »Aber er muss dran bleiben, denn er hat noch viel mehr Potenzial.«
Schon am Samstag im Bundesliga-Spitzenspiel mit dem FC Bayern gegen Hertha BSC droht Podolski wieder der Platz auf der Ersatzbank. Die Aussicht auf die Rückkehr nach München konnte dann seine Laune beim Abflug aus Bratislava am Donnerstag auch kaum verbessern. Für Podolski könnte immer Länderspiel sein. Im Nationalteam hat er einen Stammplatz sicher und in Bundestrainer Joachim Löw seinen derzeit größten Fürsprecher: »Ich habe ihm gesagt, er soll sich seiner Stärken bewusst sein und an seine Fähigkeiten glauben. Er hat einfach diese Fähigkeiten: Torabschluss, Zielstrebigkeit, einen sehr guten Schuss, sehr gute Technik.«

Artikel vom 13.10.2006