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Baseball-Star rast mit seinem
Kleinflugzeug in ein Hochhaus

Ursache des Unfalls noch nicht geklärt - Terroranschlag ausgeschlossen

New York (dpa). Einen Tag nach dem Flugzeugunglück in New York ist die Ursache des Unfalls mit zwei Toten und 16 Verletzten noch nicht geklärt. Experten der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde NTSC versuchten gestern zu ermitteln, warum ein einmotoriges Kleinflugzeug am Mittwochnachmittag bei klarer Sicht in ein 50- stöckiges Hochhaus in Manhattan gerast war.
Die New Yorker atmen wieder auf - es war ein Unglückfall und kein Terroranschlag. In der Nähe des East River im Stadtteil Mahhattan war ein Kleinflugzeug in das 50-stöckige »Bel Air«-Hochhaus gerast.

Der Pilot habe entgegen ersten Informationen vor dem Einschlag in das Gebäude keinen Notruf abgesetzt, teilte ein Sprecher der NTSC mit. Am Vortag hatte es zunächst Berichte über Treibstoffprobleme der Maschine gegeben.
Bei dem Unglück, das Erinnerungen an die Terroranschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001 weckte, kamen die beiden Insassen des Flugzeugs ums Leben, darunter der Baseballprofi Cory Lidle. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg schloss den Verdacht einer neuerlichen Terrorattacke wenige Stunden später hundertprozentig aus. Die New Yorker kehrten erleichtert zum Alltagsleben zurück.
Außer dem 34-jährigen Pitcher (Werfer) des Baseball-Teams der New York Yankees war dessen Fluglehrer mit an Bord der Maschine vom Typ Cirus SR-20. Kurz nach dem Unglück hatte man bereits den Ausweis des Sportlers auf dem Bürgersteig vor dem Haus in den herabgestürzten Trümmern entdeckt. Auch die Leichen der beiden Opfer wurden vor dem Hochhaus gefunden.
Das viersitzige Flugzeug sei um 14.29 Uhr Ortszeit vom Flughafen Teterboro in New Jersey, etwa 15 Kilometer vom Unglücksort entfernt, gestartet. Es habe eine Runde um die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen gedreht und dann Kurs in Richtung Norden genommen. Auf seinem Weg flog es unter anderem am blauen Glaspalast der Vereinten Nationen vorbei, in dem tausende Diplomaten und UN-Mitarbeiter aus aller Welt arbeiten. Um 14.45 Uhr, nur 16 Minuten nach seinem Start und etwa einen Kilometer vom Hauptsitz der Vereinten Nationen entfernt, raste der kleine Sportflieger in das Hochhaus. Mehrere Wohnungen im Bereich der Einschlagstelle gerieten in Brand.
»Es sah so aus, als ob das Flugzeug einfach in das Wohnzimmer von jemandem flog«, sagte eine Augenzeugin. Ein weiterer Zeuge, nach eigenen Angaben selbst Pilot, sagte, dass die Maschine relativ tief geflogen sei: »Im Nachhinein sah es für mich so aus, als ob ein Pilot verzweifelt versucht hat, zurück zum Flughafen zu kommen.« Ein Handwerker, der in dem Haus drei Etagen über der Einschlagstelle gearbeitet hatte, sagte, »ich guckte aus dem Fenster und sah das Flugzeug direkt auf mich zukommen.« »Ich hatte Angst. Die Explosion hat das ganze Gebäude zum Wackeln gebracht. Es war fürchterlich.«
Nach Angaben der Polizei war es besonders schwierig, die Bewohner in Sicherheit zu bringen, deren Wohnungen über dem getroffenen Gebäudeteil liegen. Nach Angaben der Feuerwehr war der Brand nach zwei Stunden unter Kontrolle.
Die Unglücksmaschine war auf Lidles Namen registriert. Er hatte die 2002 gebaute Cirrus SR-20 erst Anfang des Jahres für 187 000 Dollar gekauft.
Der Besitzer der New York Yankees, George M. Steinbrenner, sprach von einer »schrecklichen und schockierende Tragödie« für den gesamten Verein. Er drückte Lidles Frau Melanie und ihrem kleinen Sohn Christopher sein Beileid für diesen »gewaltigen Verlust« aus.
In einer ersten Reaktion direkt nach dem Unglück hatte das Weiße Haus in Washington die Möglichkeit eines Terroranschlages nicht völlig ausschließen wollen. Das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando ließ Kampfflugzeuge starten, um den Luftraum über mehreren US-Städten abzusichern.
Am 11. September 2001 hatten in New York islamistische Terroristen der El-Kaida-Organisation von Osama bin Laden zwei entführte Verkehrsflugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers gesteuert. 3000 Menschen kamen ums Leben.

Artikel vom 13.10.2006