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Die HSV-Krise
Hart
am
Ball

Von Klaus Lükewille

Wie dünn ist Pergamentpapier?
Eigentlich egal, denn in Hamburg wollen sie weiter dicke Freunde bleiben und fest zusammenhalten. Der Vorstand. Der Trainer. Und die Mannschaft.
Seit 13 Spielen kein Sieg. Dafür schon sieben Rote Karten. Tabellenplatz 17. Das wäre der Abstieg. Das Aus in Pokal-Runde eins bei den Stuttgarter Kickers. Zwei Auftakt-Niederlagen in der Champions League.
So, das reicht.
Die Liste der Pleiten und Pannen, sie ist lang genug. Aber beim Hamburger SV führt das nicht zu personellen Konsequenzen. Denn Bernd Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende, er rückt noch näher an seinen Trainer heran. Nicht mal ein Stück Pergamentpapier passe zwischen ihn und Thomas Doll, so dicht und felsenfest sollen sie da oben im hohen Norden zusammenstehen.
Respekt, Respekt.
Ein paar andere Vereins-Vorsitzende hätten hier eher die Nerven verloren. Es ehrt die Hanseaten, dass sie weiter Trainer-Treue schwören. Thomas Doll hat es auch wirklich verdient, denn er führte den HSV aus dem Keller in die Champions League. Dass er mit seiner Mannschaft jetzt wieder ziemlich weit unten hängt, ist sicher nicht allein seine Schuld.
Eine lange Verletztenliste, dafür kann er nichts. Schon sieben Platzverweise, auch hier bleibt für ihn am Rasenrand wenig Einfluss. Aber vielleicht hätte der Trainer verhindern müssen, dass eine erfolgreiche und eingespielte Mannschaft so radikal verändert wird. Mit Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz verkaufte der HSV die halbe Abwehr. Torjäger Ailton wurde auch schnell wieder aussortiert. Mit Stefan Beinlich und Sergej Barbarez mussten zwei routinierte Mittelfeld-Männer gehen. Zu alt, hieß das Argument.
Kann ja sein. Aber noch älter sieht im Moment der Verein aus.

Artikel vom 16.10.2006