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Sicherer fahren
in der Nacht

Paderborner Forscher ausgezeichnet

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Xenon-Scheinwerfer blenden nicht stärker als die mit Halogen. Das ist eines der Forschungsergebnisse des Paderborner Wissenschaftlers Stephan Völker. Am Freitag erhielt er in Baden-Baden den Deutschen Verkehrssicherheitspreis.
Stephan Völker untersucht das Scheinwerferlicht.

Der Preis ist mit 10 000 Euro ausgestattet und zeichnet anwendungsorientierte Forschungen aus, die die Sicherheit auf den Straßen verbessern. Dr. Stephan Völker arbeitet in der Fachgruppe Mechatronik und Dynamik des Heinz- Nixdorf-Instituts der Universität Paderborn. Er forscht im L-LAB, dem Lichtlabor, dessen Kosten sich die Hochschule und der Autoscheinwerfer-Hersteller Hella aus Lippstadt teilen.
Der 40-jährige Ingenieur hilft bei der Entwicklung von Scheinwerfern, die besser auf die Leistungskraft des menschlichen Auges abgestimmt sind. Er untersucht, wie sich Scheinwerferlicht auf der Straße verteilt (Homogenität), wie weit Scheinwerfer reichen (Erkennbarkeitsentfernung) und wie die Leuchtleistung gesteigert werden kann, ohne dass Verkehrsteilnehmer unzumutbar geblendet werden. Im Hella-Lichtkanal, einer 140 Meter langen, überdachten Versuchsstraße in Lippstadt, macht er mit einer Kamera Aufnahmen, um herauszufinden, was das Auge sieht und wann. Dabei lässt Völker graue Tafeln oder Abbildungen von Hasen und Rehen auf Probanden zufahren. Die drücken auf einen Knopf, wenn sie die Tafeln sehen.
Wegen des ungewohnten bläulichen Lichts empfänden Menschen Xenon subjektiv als stärker blendend - wissenschaftlich haltbar sei dieser Eindruck aber nicht. Völker, der in Erfurt lebt und ein leidenschaftlicher Bahnfahrer ist, möchte klare Bewertungskriterien für Scheinwerfer entwickeln, was Blendwirkung und Reichweite anbelangt. Damit erhöht sich die Sicherheit beim nächtlichen Fahren.
Außer Völker erhielten zwei Forscher aus Aachen und Berlin den Verkehrssicherheitspreis. Christian König vom Aachener Institut für Straßenwesen untersuchte die Fluchtchancen von Menschen in einem brennenden Tunnel. Matthias Kühn vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin entwickelt Fahrzeugformen, die das Verletzungsrisiko für Fußgänger vermindern. »Wir wollen junge Wissenschaftler ermutigen, ihre Fähigkeiten bei der Verkehrssicherheit einzusetzen«, sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).

Artikel vom 14.10.2006