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Zum Essen mit dem Kran in 50 Meter Höhe

Zukunftsforscher Steinle über Einkauftrends: »Weg vom Herdentrieb, hin zur Artenvielfalt«


Bielefeld (WB/in). Den Einwohnern der westlichen Hemisphäre mangelt es nicht mehr an Brot oder Zahnbürsten. Ihnen fehlen Zeit, Ideen und Genuss. Darauf muss sich der Einzelhandel nach Aussage von Andreas Steinle einstellen. Auf dem »Bielefelder Treff« von Dr. Oetker beschrieb der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Kelkheim einige Trends, die sich schon heute abzeichnen.
Essen, erklärte Steinle, ist nicht Nahrungsmittelzufuhr, sondern sinnliches Erlebnis. Als neuesten Gag beschrieb er das Angebot eines belgischen Restaurants, das Essen frei schwebend in 50 Meter Höhe serviert. Ein Kran zieht Kundschaft und Personal zu dem Geschmackserlebnis auf einem Podest bis über die Dächer der Stadt.
Auch wenn eine solche »Location« nicht jedermanns Sache ist: Der Trend geht Steinle zufolge vom Herdentrieb zur Artenvielfalt. Nicht der große Dinosaurier-Warenhauskonzern, sondern der kleine und flexible Einzelhändler habe die besten Chancen, hier seine kreative Nische zu finden.
Da ist beispielsweise der kanadische Schuhhersteller, der Kunden direkt auffordert, Wunschschuhe selbst zu entwerfen: 50 der etwa 1000 eingereichten Modelle gingen inzwischen in Serie.
Selbst ein gesättigter Markt wie Kaffeekonsum sei völlig umgekrempelt, seit alternative Anbieter das Pulver in Pads oder Kapseln statt in die Filtertüte stecken. Dies sei gelungen, obwohl ein Kilo Kaffee in der traditionellen Packung etwa 5,80, bei Nespresso aber 68 Euro koste.
Ein Winzer, der Patenschaften für Rebstöcke anbietet, verlangt jährlich 75 Euro; dafür erhält man auch zwei Flaschen seines Weins.
Neben Event und Kommunikation liegt, die Nachfrage nach Service stark im Trend, sagt Steinle. Beispielsweise erfreuten sich Aufräumtrupps für Wohnungen und Büros steigender Beliebtheit.

Artikel vom 12.10.2006