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In die Zukunft investieren:
stark sein durch Innovationen

Handwerk und Mittelstand in Ostwestfalen-Lippe machen mit

Von Lena Strothmann
Die Studie »Zukunft Handwerk!« der Prognos-AG hat zuletzt wieder die hohe innovative Leistungskraft des Handwerks herausgearbeitet. Danach finden Handwerksbetriebe im Sinne von Innovatoren gute Voraussetzungen vor, wenn sie als Erfinder und Entwickler die Anforderungen ihrer Kunden aufnehmen und eigene Ideen bis zur Marktreife führen.

Gerade durch den intensiven Wettbewerb in einem erweiterten Europa, der den Anpassungsdruck immer mehr erhöht, ist es für die Handwerksbetriebe und den Mittelstand wichtig, ver-stärkt die Entwicklung von Neuerungen und deren zügige Umsetzung in marktgängige Produkte und Prozesse voranzutreiben.
Wie sieht es damit nun in einer Region wie Ostwestfalen-Lippe aus? Dazu hilft ein Blick in Studien, die OWL zum Gegenstand haben. Laut einer von der hiesigen Wirtschaft und Verwaltung initiierten Potenzialanalyse hat die bis tief in die Industrie verwurzelte handwerkliche Tradition mit einer ausgeprägten Facharbeiterbasis und flexiblen Fertigungsstrukturen wesentlich dazu beigetragen, dass diese Region sich zu einer der innovations- und wachstumsstärksten Regionen Deutschlands entwickelt hat.
Mehr noch: Ostwestfalen-Lippe liegt in Nordrhein-Westfalen an der Spitze, was den Anteil an Unternehmen angeht, die regelmäßig Forschung und Entwicklung betreiben. Produktinnovationen als völlig neue oder erheblich verbesserte Produkte finden sich in den Unternehmen Ostwestfalen-Lippes deutlich häufiger als in den anderen Regionen Nordrhein-Westfalens. Umgekehrt ist der Anteil der OWL-Unternehmen, die keine Produktinnovation getätigt haben, unterdurchschnittlich. Auch bei den durchgeführten Prozessinnovationen liegt der Anteil der OWL-Unternehmen höher als in den anderen Regionen Nordrhein-Westfalens.
Was die langfristig erfolgreiche Zukunft der Region angeht, so ist eine konsequente Vernetzung von Wissenschaft und Anwendung unabdingbar, um den technischen Vorsprung zu wahren. Ansätze hierfür sind insbesondere die Unterstützung des Technologietransfers aus der Wissenschaft in die Unternehmen, verstärkte Innovationsberatung und die Förderung von Forschungskooperationen zwischen Unternehmen. Als Beispiel ist das Projekt »Transfer-OWL.de« der Fachhochschulen Bielefeld und Lippe-Höxter sowie der hiesigen Wirtschaft zu nennen.
Unabhängig von der Bedeutung permanenter Innovationen gilt es für das hiesige Handwerk und den Mittelstand, sich vermehrt auf fünf Kernbereiche zu konzentrieren. Dazu zählen die Entdeckung und Bedienung neuer Absatzmärkte - natürlich auch im Ausland -, der Ausbau von Marketing und Beratungsdienstleitungen, die Einführung eines modernen Personalmanagements, die Nutzung von modernen Informations- und Kommunikationstechniken sowie natürlich die konsequente Förderung von Bildung und Qualifizierung der Mitarbeiter. Die Vermittlung eben dieses Könnens und Wissens nimmt neben den etablierten Bildungszentren des Handwerks in der Region die Akademie für Unternehmensführung im Handwerk in Bielefeld wahr, an der ohne Hochschulreife berufsbegleitend ein betriebswirtschaftliches Diplom erworben werden kann.
Darüberhinaus ist als Vorreiter ihrer Art in Deutschland die Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld (FHM) zu nennen, die gemeinsam vom Westdeutschen Handwerkskammertag WHKT, der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe sowie der Kreishandwerkerschaft Paderborn ins Leben gerufen wurde. Als private Hochschule vom Mittelstand für den Mittelstand hat sie das Ziel, Fach- und Führungskräfte in den Bereichen Medien, Wirtschaft und Informatik auszubilden sowie aktive Existenzgründungen oder erfolgreiche Unternehmensnachfolgen zu fördern.
Neue Ideen und Wissenstransfer sind aber nicht alles. Wer Innovationen, wer Investitionen in die Zukunft will, der muss sich auch für bessere Rahmenbedingungen einsetzen. Die Modellregion »Wirtschaftsnahe Verwaltung« in Ostwestfalen-Lippe bietet hierzu erste konkrete Ansätze, die sogar schon von der Landesregierung aufgegriffen wurden und mittlerweile NRW-weit umgesetzt werden. Unsere Region kann dabei auf gesammelte Erfahrung zurückgreifen, weil sie über funktionierende Netzwerke verfügt, die in den vergangen Jahren systematisch aufgebaut wurden. Die gute Zusammenarbeit der Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Verwaltung hat diesen »Vorsprung durch Vernetzung« möglich gemacht. Als gelungenes Beispiel für die Bündelung von Kräften sei nur der Verein »OWL Maschinenbau« genannt, der über die Region hinausstrahlt.
All diese Initiativen haben den Zweck, dass sich Unternehmen gemeinsam auf das wesentliche konzentrieren: nämlich marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die auch nachgefragt werden. Wer hier nicht am Ball bleibt oder - anders ausgedrückt - aufhört zu rudern, verliert das Spiel und treibt erbarmungslos zurück. »In die Zukunft investieren« heißt Chancen sehen und ergreifen, wie das Chinesen, Japaner oder Amerikaner auch tun. Folge davon sind mehr Innovationen - auch im Handwerk in Ostwestfalen-Lippe.

Artikel vom 21.10.2006