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Hauptsache
gut und frisch

Schöppner und Rützler übers Essen

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Lebensmittel, da sind sich 97,3 Prozent der deutschen Verbraucher einig, sollen schmecken. Schon an zweiter Stelle folgte bei einer von TNS Emnid durchgeführten Umfrage die Frische -Êmit 96,2 Prozent noch vor einer hohen Qualität (90,6), dem Gesundheitsaspekt (86,1) und schonender Verarbeitung (79,8).

Den von Emnid-Geschäftsführer Klaus-Peter Schöppner vorgetragenen Trend, immer mehr Verbraucher bedienten sich am Kühlregal, muss Dr. Oetker vorab geahnt haben. 2004 hat die Gruppe den Molkereiprodukte-Hersteller Onken übernommen und damit sein Geschäft mit Nährmitteln und Tiefkühlprodukten deutlich ausgeweitet. Nun soll dieses Geschäftsfeld nach Aussage von Dr. August Oetker auch ohne Übernahmen weiter ausgebaut werden.
Beim »Bielefelder Treff«, einer Info-Tagung des Konzerns für gut 50 Medienfachleute, beschrieb die österreichische Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler die Essenstrends der Zukunft. Glaubte man etwa vor knapp 40 Jahren, zur Zeit der ersten Mondlandung, die Menschen würden sich bald nur noch Pillen zuführen, die ihnen alle notwendigen Nährstoffe böten, so seien die Erwartungen an die künftige Esskultur heute weitaus bunter und vielfältiger.
Aktuell seien die Trends zum »Fast Food« (schnellem Essen) in den Restaurants, zu »Convienience« (bequeme Köche) in der Küche und »Handheld« (Essen aus der Hand) unterwegs noch vorherrschend. Gefördert werde dies durch Bürostress. Rützler zeigte ein Foto mit einem Spaghetti-Teller auf der Computer-Tastatur: »Ich glaube nicht, dass man mit dieser Esskultur sehr alt wird.«
Entsprechend reagierten die Menschen, indem sie verstärkt nach gesunder Ernährung nachfragten. Selbst Fast Food-Anbieter wie McDonalds erhöhten inzwischen die Obst-, Gemüse- und Salat-Anteile auf ihrer Menükarte.
»Functional Food«, also Essen das bestimmte Aspekte der Gesundheit oder Schönheit besonders fördert, steht Rützler zufolge noch am Anfang. »Authentic Food« bedient nicht nur das Bedürfnis der Menschen nach Heimat (regionale Küche), sondern auch nach Qualität. Besonders groß sei die Zahl der Kenner etwa bei Wein, Essig, Öl, Schokolade, Salz und Zucker.
Stark wachsend sei die Nachfrage nach »Ethic Food« (fair gehandelt) und »Natur Food« (ökologisch und gesundheitlich einwandfrei). »Pure Food« (möglichst einfach, ohne künstliche Zusätze) und »Sensual Food« (sinnlich, kreativ, künstlerisch) würden dagegen noch von einer eher kleinen Verbrauchergemeinde nachgefragt.

Artikel vom 12.10.2006