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Studentenschwund
an der Universität

600 Erstsemester weniger als im Vorjahr - FH stabiler

Bielefeld (sas). Knapp 1900 junge Menschen haben sich bislang für ein Studium an der Universität Bielefeld entschieden. Damit haben sich gut 600 Erstsemester weniger als vor einem Jahr eingeschrieben. Leicht rückläufig ist die Zahl der Studienanfänger auch an der Fachhochschule (FH) Bielefeld: Hier haben sich bis gestern 1093 - statt 1148 im Vorjahr - Studiosi immatrikuliert. Allerdings: Die Nachrückverfahren laufen noch.

Landesweit sind die Einschreibezahlen rückläufig, wenngleich nicht in dem Maße wie an der Universität Bielefeld. »Der Rückgang hat vielfältige und komplexe Gründe«, meint Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann. Zum einen hat die Uni einen Rückgang der Einschreibezahlen geplant, um die Studienbedingungen zum Beispiel in Erziehungswissenschaften und Soziologie zu verbessern. So standen 300 Studienplätze weniger zur Verfügung und wurde in fast allen Fächern ein Numerus Clausus eingeführt.
Zudem bewerben sich nach dem Wegfall der Zentralen Vergabestelle für Studienplätze (ZVS) in Dortmund die Studierwilligen direkt bei den Hochschulen - und um auf Nummer Sicher zu gehen auch mehrfach. Für das Wintersemester waren sage und schreibe für 3402 Studienplätze mehr als 21 000 Bewerbungen von 9500 Bewerbern eingegangen. Der Grund: Im konsekutiven Studienmodell (Bachelor - Master - Promotion) bewerben sich die Studieninteressierten für mindestens zwei Fächer. Tatsächlich haben sich dann aber weniger junge Menschen immatrikuliert, als Studienplätze vorhanden waren. Eine Ursache, so das Rektorat, könne auch der Numerus Clausus in Bielefeld sein: Wer nicht die Voraussetzungen für mindestens zwei Fächer erfüllt, muss sich einen anderen Studienort suchen.
Timmermann schließt nicht aus, dass auch die Straftaten, die im Sommer an der Uni verübt wurden, abgeschreckt haben. Und ob die Studiengebühren, die im Juli eingeführt wurden, eine Rolle spielten, ist ebenfalls nicht zu sagen. »Ein Zusammenhang ist möglich. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass die Zahlen kurzfristig zurückgehen können, aber dann auch sehr schnell wieder anziehen und sogar den Ausgangswert übersteigen.« Die meisten NRW-Hochschulen haben mittlerweile zum Wintersemester Studiengebühren eingeführt, und auch in Niedersachsen müssen die angehenden Akademiker 500 Euro pro Semester zahlen.
Lediglich um 55 Studierende ist die Zahl der Erstsemester an der FH zurückgegangen. Aber auch hier wurde das Studienangebot verändert. Eine mehr als gute Auslastung hat mit 130 Prozent der Fachbereich Gestaltung. 241 junge Leute haben sich beworben, 121 einen Studienplatz bekommen. Auch »Pflege und Gesundheit« kommt auf erkleckliche 133 Prozent. Gut angenommen wurde auch das Angebot des Fachbereichs Maschinenbau: 132 Studienanfänger haben sich eingeschrieben und sorgen für eine Auslastung von 110 Prozent. Einen Run hat der Fachbereich Sozialwesen erlebt. Mehr als 1000 Bewerbungen standen 109 Studienplätze gegenüber.
»Erstmals haben wir die Apparative Biotechnologie im Angebot; sie ist mit 15 Plätzen komplett ausgelastet«, sagt FH-Sprecher Frank-Rüdiger Bürgel. Als konjunkturabhängig hat sich der Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen erwiesen: Er hat noch Kapazitäten frei. Lediglich im Studiengang Projektmanagement Bau überstieg die Nachfrage das Angebot. Aktuell zählt die Fachhochschule 6331, die Universität 17 582 Studierende. Da das Nachrückverfahren noch läuft, werden die endgültigen Zahlen erst im November vorliegen.

Artikel vom 13.10.2006