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»Frisch auf« zu neuem
Wachstum im Kühlregal

Oetker will Konsumenten mit Innovationen verzaubern

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Qualität ist das beste Rezept, heißt es bei Dr. Oetker. Das beste Rezept für den Wachstumsmotor der Zukunft heißt für Ralf Blomeier »Frische«. Der Oetker-Geschäftsführer skizzierte jetzt die Konzernstrategien für die kommenden Jahre: Nach dem Klassiker Nährmittel und der Erfolgsgeschichte von Pizza und Snacks wollen die Bielefelder fortan mit Frische aus dem Kühlregal überproportional wachsen.

Glaubt man den Marketingstrategen und Meinungsforschern, handelt es sich bei dem Begriff der Frische um ein regelrechtes Zauberwort. Blomeier, Geschäftsführer genau dieser Sparte im weitverzweigten Oetker-Nahrungsmittelbereich, schaute den Verbrauchern nicht nur auf den Mund, sondern auch auf den Teller. Bielefelds Meinungsforscher von Emnid führten am Telefon lange Interviews, und Geschäftsführer Klaus-Peter Schöppner präsentierte im Rahmen einer Oetker-Tagung für Medienfachleute die teilweise erstaunlichen Ergebnisse. Schöppner: »Der Kühlschrank wird für die Familie der Zukunft zu einer Art Kommunikationszentrum. Die gute alte gemeinsame Mahlzeit der ganzen Familie hingegen dürfte ein Auslaufmodell sein.«
Glaubt man Schöppners Erhebungen, stehen Faktoren wie Singlehaushalte und erweiterte Arbeitszeitmodelle in Verbindung mit kolossal verändertem Freizeitverhalten dafür, dass immer mehr Verbraucher immer mehr kleinere Mahlzeiten konsumieren und sich das Kochen im Freundeskreis für das Wochenende aufsparen. Schöppner: »Weil aber trotz kleinster Portionen und größter gewünschter Vielfalt die Frische das magische Zauberwort ist, führt der Weg eben ohne Umschweife ans Kühlregal.« Dort liegt auch ein künftiger Schwerpunkt der Bielefelder Oetker-Strategen. Die überlegen nicht nur, wie Firmenchef Dr. August Oetker betont, die »Marke jung zu halten«. Laut Blomeier ist es erklärtes Ziel, »die Marke zu verjüngen«. Blomeier: »Nach 100 Jahren Firmengeschichte bekommt Frische eine neue Bedeutung. Sie soll für neuen Schwung sorgen.«
Der 2004 erfolgte Zukauf der Marke Onken und die geplante Konzentration der Produktion in Moers sieht Blomeier als wichtigen Baustein. Die Bielefelder Marketing- und Konzeptstrategen haben in Sachen Frische jetzt Rückenwind durch die Produktionskompetenz unter dem Namen Onken.
In Sachen Pizza und Snacks kenne ganz Europa die Bielefelder, die auf 30 nationalen Märkten zumeist als Marktführer oder minimal Zweiter notiert sind. Im Frischebereich mit Desserts, Quark, Joghurt und Joghurtdrinks gibt es unglaubliches Entwicklungspotenzial. Erst wenige Länder sind erobert, zudem sind erhebliche Zuwachsraten zu erwarten. Klaus-Peter Schöppner ermutigt die Bielefelder Oetkerianer mit einem »go frischwärts«. Bei Oetker selbst ist man optimistisch, den Frischemarkt ebenso zu erobern wie das Pizzaregal: Immerhin hatte man vor mehr als 30 Jahren mit Creme fraîche einen bis heute erfolgreichen Artikel entwickelt.Wirtschaft

Artikel vom 12.10.2006