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Berauschender Abschluss
einer Deutschland-Tour

Band »Billy Talent« rockt im Ringlokschuppen

Bielefeld (WB/jm). Ausverkaufte Touren, Nummer-Eins-Alben und viele Preise: Nicht jede Newcomer Band erreicht das, was das Quartett »Billy Talent« geschafft hat, schon gar nicht in so kurzer Zeit. Diesen Standard jedoch halten zu können und nicht als One Hit Wonder abgestempelt und vergessen zu werden, das schaffen nur wenige Gruppen.

Mit ihrem zweiten Album, das die vier Kanadier schlicht und einfach »Billy Talent II« tauften, beweisen sie, dass sie zweifellos in diese Kategorie gehören. Ihre Platte katapultierte sich direkt auf Platz 1 der deutschen Charts. Kurz gesagt: »Billy Talent« ist eine der beliebtesten neuen Rockformation überhaupt.
Weil die Emo-Punk-Rocker in Deutschland besonders beliebt sind, dankten sie es ihrem Publikum mit einer besonders langen Deutschland Tour. Im schon seit Monaten ausverkauften Ringlokschuppen fand die Tour nun ihr Ende. 2500 Fans drängten sich in der kochend heißen Halle, um ihre Rock-Ikonen zu feiern. Auffällig war vor allem, das ein ziemlich junges und überwiegend weibliches Publikum mitfieberte.
Da es sich um das letzte Deutschland-Konzert der Tournee handelte, versprach »Billy Talent«-Frontmann Benjamin Kowalewicz, dass es diesmal besonders heftig abgehen werde. Und er hatte nicht zu viel versprochen: »Billy Talent« gingen sofort in die Vollen und preschten mit dem ersten Titel »This is how it goes« direkt in die Gehörgänge. Auch ihre Songs »Devil in a Midnight Maas« und »The EX« sorgten für wildes Treiben und hektische Kämpfe um die besten Plätze.
Auch Sänger Benjamin tobte sich auf der Bühne aus. Schon nach dem vierten Lied war er nicht weniger durchgeschwitzt als seine Fans und zog sein klatschnasses Oberteil aus. Gitarrist und Songwriter Ian D'Sa beeindruckte alleine durch seine zehn Zentimeter hohe Rockabilly-Frisur und zeigte sein Gespür für griffige und einprägsame Melodien. Egal, ob zittrig und schnell oder langsam und melodiös - er schüttelt einen Hit nach dem andern aus dem Ärmel. Auch Bassist Jon Gallant und Drummer Aaron Solowoniuk setzten eine angestrengte Miene auf, ähnlich wie dies ihr aktuelles CD Cover zeigt, und spielten sich die Finger wund. Den ungewöhnlichen Bandnamen haben die Kanadier übrigens dem Film »Hardcore Logo« entnommen - einer der Akteure heißt so.
Textlich behandeln »Billy Talent« alles, vorüber es sich lohnt zu schreiben. Egal, ob es um Probleme in der Beziehung geht, um traumatisierte Teenager, Erlebnisse wie Misshandlung oder um andere Themen, die andere nur ungerne ansprechen - auf der Bühne packen Benjamin & Co. aus, was sie beschäftigt. Denn hinter jedem Song steckt meist eine wahre Begebenheit, zum Beispiel die Multiple-Sklerose-Erkrankung des Drummers Aaron.
Das Beste hoben sich »Billy Talent« für den Schluss auf: Als Zugabe schmetterten sie zuerst ihre erste Single »Try Honesty«, um dem Publikum anschließend mit dem aktuellen Hit »Red Flag« den Rest zu geben. Eine völlig erschöpfte Fangemeinde wurde Zeuge eines zwar kurzen, aber berauschenden Konzertes.

Artikel vom 12.10.2006