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Markus Beyer geht zu Boden

Supermittelgewichts-Titel weg und Box-Karriere vor dem K.o.

Kopenhagen (dpa). Eine krachende Rechte hat die Profi-Karriere von Box-Weltmeister Markus Beyer so gut wie beendet. Durch seine K.o.-Niederlage gegen den Dänen Mikkel Kessler verlor der 35-jährige Bremer nicht nur seinen WBC-Titel im Supermittelgewicht, sondern auch die Hoffnung auf einen neuen sportlichen Frühling.

Zwar hielt sich Beyer mit Ankündigungen über seine Zukunft zurück. Doch die Zeichen stehen auf das Ende seiner zehnjährigen Profi-Laufbahn. »Irgendwie wird es weitergehen. Jetzt ist es noch zu früh, darüber zu befinden«, meinte Beyer nach der dritten Niederlage im 38. Kampf.
In dem Duell mit dem mit acht Jahre jüngeren WBA-Champion stand Beyer von Beginn an auf verlorenem Posten. Seine Ambitionen auf den zweiten WM-Gürtel währten nur acht Minuten und 58 Sekunden. Da fand sich der Rechtsausleger nach einem rechten Haken seines von 10 000 Zuschauern gefeierten Kontrahenten auf dem Ringboden wieder und konnte nach dem Stopp des Ringrichters nur ungelenk in die Ringecke stolpern. »Ich war noch nicht wieder voll da. Das war zu sehen«, gestand der entthronte Champion unumwunden ein und erkannte an: »Er hat viel Power in seinen Händen. Das ist schon bewundernswert.«
Der neun Zentimeter größere Kessler hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass er nach dem WBA-Gürtel auch den der WBC erobern wollte. »So dominant hatten wir ihn nicht erwartet. Für mich ist er momentan der beste Supermittelgewichtler der Welt«, meinte auch Beyer-Trainer Ulli Wegner. Sein Schützling fand gegen die Führhand des Dänen kein Mittel und war in den ersten beiden Runden zu passiv. Beyers gefürchtete Linke, mit der der Sachse in der Vergangenheit häufig seine Kämpfe gewann, kam nie zum Einsatz.
Sein einziger Trost war die höchste Börse seiner Laufbahn von geschätzten 1,2 Millionen Euro. Dass weitere Zahltage hinzukommen, erscheint unwahrscheinlich, auch wenn sich noch keiner der Protagonisten äußern wollte. »Wer mich kennt, weiß, was ich Markus raten würde«, sagte Manager Wilfried Sauerland.
Nach den letzten verbalen Attacken seines lange Zeit einzigen Vorzeige-Boxers wird das Engagement des Promotors für Beyer ohnehin nicht mehr sonderlich ausgeprägt sein. Beyer hatte zuletzt geklagt, in dem Team nicht mehr genug gewürdigt zu werden. Zudem hatte er bedauert, dass der Vereinigungskampf nicht in seiner Heimat stattfand. »In Deutschland um die beiden Titel zu boxen, wäre sehr schön gewesen. Aber das ging aus finanziellen Gründen nicht. Damit musste ich mich abfinden«, meinte Beyer.
Dem Rechtsausleger war es bisher als einzigem deutschen Box-Profi gelungen, den WM-Titel in einer Gewichtsklasse drei Mal zu erobern. Ein viertes Mal wird es wohl nicht geben. Auch die Hoffnungen auf einen Kampf gegen IBF- und WBO-Titelträger Joe Calzaghe sind gering. Der Brite, der in Manchester seine WM-Gürtel gegen den Australier Sakio Bika verteidigte, möchte einen Kampf gegen Kessler.
»Vielleicht will ja Kessler einen Rückkampf oder Calzaghe mich trotz der Niederlage. Das müssen wir in Ruhe besprechen«, meinte Beyer und vermied so klare Ansagen. Die dürften aber nur aufgeschoben sein. Im Gegensatz zu den meisten seiner Berufskollegen hat Beyer für den unausweichlichen Fall aber bereits vorgesorgt. Dem Boxen wird er mit der Firma 12rounds, die er mit seiner Lebensgefährtin Daniela Haack (Ex-Mr. President-Sängerin) betreibt, ebenso verbunden bleiben wie als ARD-Experte.

Artikel vom 16.10.2006