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Standortgarantie mit
Amerikanern ausgehandelt

Zahnmedizinischer Großhandel seit 2003 in Besitz einer US-AG

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Übernahmen mittelständischer Betriebe durch internationale Großkonzerne müssen nicht zwangsläufig mit Ärger und Arbeitsplatzabbau verbunden sein. Ein Beispiel hierfür ist der zahnmedizinische Großhandel Hager-Dental in Gütersloh.

Dass der Traditionsbetrieb bereits im Jahr 2003 an die US-Aktiengesellschaft Henry Schein verkauft wurde, bemerkten nur Insider. Sichtbar wurde die Übernahme erst vor einigen Monaten, als das Unternehmen auch nach außen hin unter dem Namen des amerikanischen Investors firmierte. Henry Schein hat seinen Hauptsitz in New York und beschäftigt in 100 Ländern mehr als 10 000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz beträgt fünf Milliarden Dollar. In Deutschland unterhält die Henry Schein Dental Depot AG insgesamt 47 Filialen mit 1500 Beschäftigten.
Aufgebaut wurde der zahnmedizinische Großhandel Hager-Dental in Gütersloh von Alfons Esken (67). Aus einem Drei-Mann-Unternehmen machte er in 41 Jahren einen mittelständischen Betrieb mit 64 Mitarbeitern und einem Umsatz von 16 Millionen Euro. Die Ursprünge des Unternehmens reichen sogar bis in das Jahr 1925 zurück. Herwarth Raspe gründete damals ein Dental-Depot in Dresden, das 1948 nach Gütersloh umzog. Die Ära Alfons Esken begann 1954, als dieser eine kaufmännische Lehre in dem Betrieb absolvierte. Nur elf Jahre später kaufte Esken die Firma von Herwarth Raspe.
Der Gütersloher hat den Einstieg des amerikanischen Konzerns in den vergangenen Jahren bewusst unter Verschluss zu halten. »Ich wollte den Verkauf nicht an die große Glocke hängen, weil wir uns ganz in Ruhe an den Wechsel gewöhnen wollten«, erklärt Esken. Er verkaufte den Betrieb, für den er nach wie vor beratend tätig ist, weil kein Nachfolger in Sicht war.
Den ausschlaggebenden Impuls gab vor drei Jahren sein Partner, die Firma Hager aus Duisburg. Sie wollte ihre Anteile an dem Gütersloher Unternehmen verkaufen, und Esken fragte seine Tochter Sandra, ob sie seine Nachfolge antreten wolle. Sie ist in dem Unternehmen als kaufmännische Leiterin tätig, mochte im hart umkämpften zahnmedizinischen Markt jedoch nicht in die Fußstapfen ihres Vaters treten.
»So haben wir dann mit Henry Schein einen sehr guten Deal gemacht«, erklärt Alfons Esken. Er handelte mit den Amerikanern eine Standortgarantie aus, die den Beschäftigten die Arbeitsplätze sichern soll und den Fortbestand des Betriebes in Gütersloh gewährleistet.
Das Unternehmensgebäude, das sich in Eskens Privatbesitz befindet, wurde von den Amerikanern für die nächsten 15 Jahre angemietet. Gemeinsam wurden in den vergangenen Monaten 750 000 Euro in die Modernisierung und den Umbau des Großhandels investiert. Entstanden ist ein hochmodernes Dental Depot, in dem sich die 1550 Zahnarzt- und Laborkunden aus der Region auf dem Laufenden halten können.
Hager-Dental firmiert nun auch offiziell unter dem Namen Henry Schein, weil die Amerikaner die Siemens-Tochter Demedis gekauft haben und mit einem einheitlichen Erscheinungsbild in Deutschland auftreten wollen.

Artikel vom 21.10.2006