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»Wir in Israel wünschen
uns auch den Frieden«

Schüler aus Nahariya sind zwei Wochen in Bielefeld

Bielefeld (bp). »Das Leben ist wieder normal - so normal, wie es sein kann . . .«, sagt Michal Shahar. Sie ist Lehrerin an der Amal-Schule in Bielefelds israelischer Partnerstadt Nahariya und zurzeit mit 22 Schülerinnen und Schülern zu Gast beim Gymnasium Heepen. Die Partnerschaft zwischen den beiden Schulen besteht bereits seit 1988.

Gestern wurden die Gäste aus Israel, ihre deutschen Gastgeber und die Lehrer Dr. Klaus Kreppel, Andrea Fehling und Albert Schalk von Bürgermeister Detlef Helling im Rathaus empfangen.
Helling versicherte der Gruppe aus Nahariya, in Bielefeld habe man mitgelitten, als im Sommer die Kartjuscha-Raketen von jenseits der libanesischen Grenze auf die Stadt im Norden Israels abgefeuert wurden, als man von den Zerstörungen hörte und vom Leben in den Bunkern.
Michal Shahar versichert, zurzeit sei es ruhig in Nahariya. Als die Stadt am 13. Juli zum ersten Mal von Raketen getroffen wurde, waren Sommerferien. Michal Shahar: »Ein Großteil der Schüler war verreist.« Nach den ersten Angriffen zogen viele der 50 000 Einwohner zu Verwandten in den Süden. Die Lehrerin aus Nahariya: »Es ist nicht zu beschreiben, wie es ist, wenn man im Garten sitzt und über einen hinweg fliegt eine Rakete in ihr Ziel.« Viele Stunden habe man in Bunkern und Schutzräumen verbracht. Ein Gebäude der Amal-Schule sei bei einem Angriff beschädigt worden. Seit dem 1. September führe man wieder ein normales Leben: »Es ist wie ein Wunder, dass das möglich ist.«
Sie versicherte, in Nahariya sei man dankbar für E-mails und Anrufe in der schweren Zeit gewesen: »Wir wussten, dass andere Menschen an uns denken.« Und sie ergänzt: »Wir beneiden Deutschland darum, dass es so viele Jahrzehnte in Frieden lebt. Das wünschen wir uns in Israel auch.« Ob es im nächsten Jahr einen Gegenbesuch von Heeper Schülern geben wird, ist offen - vielleicht, wenn es friedlich bleibt. Die 22 Jugendlichen - sie sind zwischen 15 und 17 Jahre alt - bleiben zwei Wochen in Bielefeld. Zu ihrem Aufenthalt gehören eine Gedenkfeier in Buchenwald und eine Fahrt nach Berlin, wo man die Israelische Botschaft und das Haus der Wannseekonferenz besuchen will. In Bielefeld nehmen die Jugendlichen am Unterricht des Heeper Gymnasiums teil. Geplant sind diverse gemeinsame Projekte und ein Familientag mit einer Wanderung durch den Teutoburger Wald.

Artikel vom 12.10.2006