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Königliche Urlaubsfreuden
Die Sehenswürdigkeiten Kronjütlands laden zur spannenden Zeitreise ein
Königliche Landsitze und Güter gaben der Region rund um Randers ihren Namen: Kronjylland. Heute lockt der Landstrich, der dänische Dichter wie Nikolai Grundtvig, Henrik Pontoppidan und Hans-Christian Andersen inspirierte, mit königlichen Urlaubsfreuden: Natursafari im Regenwald, Märchennächte im Schloss, Badefreuden im Salzmeer, Leben im Wikingerdorf und Dampfrossfahrten am Fjord.
Dunkel senkt sich die Nacht über Clausholm slot. 500 Kerzen erhellen die Gänge des Barockschlosses; aus einem Saal erklingen Geigenklänge. Bei den »Märchennächten« nimmt Gutsherr Kim A. Berner, der im Westflügel wohnt, die Besucher mit auf eine Zeitreise ins Jahr 1690, als Großkanzler Graf Conrad Reventlow in seinem gerade errichteten Schloss noch alle Abende im Schein der Kerze verbrachte.
Solisten und kleine Ensembles erfüllen Garten- und Königssaal mit klassischen Konzerten. In der Schlosskapelle erwecken wechselnde Organisten die älteste Orgel Dänemarks zu neuen Klängen. Kurz vor Mitternacht, wenn ein farbenprächtiges Feuerwerk am Himmel explodiert, erwachen die Geister. Dann geht auch Anna Sophie, die jüngste Tochter des Grafen, im Schloss umher - sie war 1712 vom dänischen König Frederik IV. entführt und geehelicht worden. Bei Tage beeindruckt besonders der barocke Garten: Er besaß als erster in Dänemark Wasserspiele.
Uldstrup Slot, 20 Kilometer südwestlich, ist ein dreiflügeliger Herrensitz mit schmuckem Sandsteinportal; die barocke Hofanlage Bidstrup Hovedgård aus dem Jahr 1760 liegt malerisch an der Lilleå.
Die Herrensitze und Schlösser Kronjütlands säumen im Halbkreis die alte Handelsstadt Randers, seit dem Mittelalter berühmt als »Stadt der 13 Landstraßen«. Hier trafen die Landstraßen aus allen Teilen Jütlands aufeinander, hier mündet Dänemarks längster Fluss - die Gudenå - in den Randers Fjord und schuf so die besten Voraussetzungen für den Warenverkehr zwischen Meer und Binnenland.
Als das Rathaus von 1778 dem Verkehr im Wege stand, wurde der barocke Bau kurzerhand auf Schienen gestellt und zwei Meter verschoben. Über den alten Stadtwall braust heute mehrspurig der Verkehr. An der Ringstraße um die Innenstadt eröffnete 1999 die Top-Attraktion der Stadt: der Randers Regnskov, ein tropischer Hallenzoo unter hohen Glaskuppeln. Besonders im Winter ist es ein einmaliges Erlebnis, aus der Kälte in die tropische Wärme von konstant 25 Grad und in ein Meer der Blumen und tropischen Düfte zu treten. Auf Dschungelpfaden und über Felspartien führt der Rundgang zu mehr als 200 Tier- und 450 Pflanzenarten.
Nicht nur Natur, auch Kunst und Kultur werden in Randers groß geschrieben. Das Kejsergaarden Håndvaerksmuseum zeigt in 25 Werkstätten aus der Zeit von 1800 bis 1950, wie damals Gerber, Böttcher oder Stuckateure arbeiteten. Anerkannte Künstler und neue Talente des dänischen Kunsthandwerks präsentieren ihre Werke in der Galerie »Det Runde Hjørne«.
Südlich der Stadt haben Künstler aus aller Welt mit dem Krakamarken einen skurrilen Figurenpark aus Erde, Holz und Stein geschaffen. Wie groß der Durst der Einwohner sein muss, zeigt das Kneipenviertel an der Store Gade: Das Bier der örtlichen Thor-Brauerei fließt durch unterirdische Pipelines direkt in die Zapfhähne - Skål!
In Mariager säumen stockrosenumrankte Fachwerkhäuser in Goldgelb die Kopfsteingassen. Die »Stadt der Rosen« war vor der Gründung des Birgittinerklosters um etwa 1410 nur ein kleines Fischerdorf und Fährstelle auf der Strecke zwischen Randers und Aalborg. Das neue Kloster jedoch machte Mariager zum beliebten Wallfahrtsziel.
Nostalgisch ist auch eine Fahrt mit der Museumseisenbahn, die vom Hafen aus 17 Kilometer am Mariager Fjord entlang nach Handest rattert. Ihre drei wuchtig-schwarzen Loks wurden von Henschel in Kassel gebaut. Gleich neben den Gleisen der Museumsbahn präsentiert Danmarks Saltcentral multimediales Erlebniscenter den Rohstoff Salz. In der Salzsiedehütte siedet der Siedemeister wie im Mittelalter das weiße Gold über dem offenen Feuer, im Laboratorium kann der Nachwuchs selbst Salz herstellen. Ein künstlicher Salzstollen zeigt, wie früher Salz gewonnen wurde. Selbst eine Miniausgabe des Toten Meeres fehlt nicht: ein 37 Grad warmer Pool mit 30-prozentiger Salzlauge, in der die Besucher zu klassischer Musik entspannt schweben. Hilke Maunder

Artikel vom 14.10.2006