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»Boooh, was für eine
fantastische Story!«

Val McDermid mag Deutschland und Weizenbier

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Sie mag Weizenbier. Und ihre deutsche Lesergemeinde. Die schottische Krimi-Queen Val McDermid erzählt: »Als ich von meinen Buchverkäufen in Großbritannien noch nicht hätte überleben können, haben meine deutschen Leser dafür gesorgt.« Gestern war Val McDermid zu Gast in Bielefeld. Gemeinsam mit dem Schauspieler Boris Aljinovic (»Tatort«) stellte sie in der Boulevard Buchhandlung ihren Roman »Das Moor des Vergessens« vor.

Die Idee für die Geschichte um den »Bounty«-Meuterer Christian Fletcher habe sie - ausgerechnet - beim jährlichen Treffen britischer Krimiautoren im Lake District bekommen. Als sie dort - man sprach über Morde in der Gegend - erfuhr, dass Christian und der Dichter William Wordsworth Klassenkameraden gewesen seien, da habe sie gedacht »Boooh, was für eine Story«. Ihre Kollegen hätten nur abgewunken und gemeint »Sei still und trink noch einen«, lacht Val McDermid: »Und jetzt ist das Buch schon ein Bestseller.« Die BBC plane ihren Roman »Ein Ort für die Ewigkeit« zu verfilmen und sie ist - aus Erfahrung - zuversichtlich: »Die machen einen guten Job.«
Sie schreibe gerade an einem neuen Tony Hill-Roman, entspanne sich bei Strandspaziergängen mit ihrem Sohn und beim Kochen. Das beherrsche sie, aber niemals werde man in einem ihrer Bücher eines ihrer Rezepte finden. Val McDermid: »Das finde ich lächerlich.« Sie bedauert, dass nur wenige deutsche Kriminalromane ins Englische übersetzt werden: »So kann ich sie nicht lesen - leider.« Eine Ausnahme gibt es: die Krimis von Ingrid Noll. Val McDermid hat ihren persönlichen Lieblingsschriftsteller bereits als Kind »kennengelernt: Robert Louis Stevenson (»Die Schatzinsel«). Sie urteilt: »Er konnte alles schreiben und alles ist fantastisch.« Für ihre eigenen Bücher nehme sie nie ein reales Verbrechen zum Vorbild. Val McDermid: »Das fände ich pietätlos, da gibt es doch wirkliche Opfer und Menschen, die um sie trauern, Schmerz empfinden.«

Artikel vom 12.10.2006