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Ein Verdächtiger ist frei

Eisdielen-Razzia: Mann legte Geständnis ab

Bielefeld (dpa/WB). Gut zwei Monate nach den Razzien in 110 Eiscafés und Wohnungen sowie der Festnahme von vier mutmaßlichen Menschenhändlern ist ein Verdächtiger wieder auf freiem Fuß.

Der 47 Jahre alte Mann habe ein umfassendes Geständnis abgelegt, der Haftbefehl sei außer Vollzug gesetzt, sagte gestern der Bielefelder Staatsanwalt Klaus Pollmann. Von den vier Verdächtigen sei der 47-Jährige derjenige, »dem vom Umfang her die geringsten Vorwürfe gemacht worden sind«. Details wollte er nicht nennen.
Das Quartett, drei Männer und eine Frau zwischen 27 und 47 Jahren, soll Menschen nach Deutschland geschleust und bundesweit Eisdielen mit ihnen versorgt haben. Bei der Razzia unter anderem in 49 Eiscafés, darunter Betriebe in Minden, Salzkotten und Rheda-Wiedenbrück, hatten die Ermittler 150 illegal Beschäftigte angetroffen. 35 Menschen seien ohne Aufenthaltserlaubnis gewesen. Es bestehe zudem der Verdacht, dass über Jahre hinweg Ausländer eingeschleust wurden, sagte Pollmann. 1,4 Millionen Euro Bargeld waren bei den Durchsuchungen sicher gestellt worden.
Die mutmaßlichen Hauptverdächtigen waren wenige Minuten vor der bundesweiten Durchsuchungsaktion festgenommen worden. Es handelt sich um zwei Italiener, eine Rumänin sowie einen Rumänen. Die Bande soll mehrere tausend Arbeitskräfte illegal nach Deutschland gebracht haben. In Deutschland wurden die Frauen zu Hungerlöhnen in Eisdielen, aber auch als Reinigungs- und Haushaltshilfen eingesetzt. Möglicherweise versorgte die Bande die Frauen mit gefälschten italienischen Pässen.

Artikel vom 11.10.2006