11.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bayerische Biber nun in Bielefeld daheim

Anlage im Tierpark Olderdissen gestern eingeweiht - Scheue Nager kommen nachts in die Burg

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Sie haben noch keinen Namen, auch ihr Geschlecht konnte noch nicht bestimmt werden und sehen lassen haben sie sich gestern auch nicht. Trotzdem sind sie die neue Attraktion des Heimat-Tierparks Olderdissen: die beiden Biber aus Bayern, deren Anlage jetzt offiziell eingeweiht wurde.

»Die Biber sind noch ein bisschen zurückhaltend, fressen nur nachts«, meinte Volker Brekenkamp und entschuldigte sich dafür, dass die bereits vor zweieinhalb Wochen angelieferten Nager und Pflanzenfresser (Castor fiber) sich zur offiziellen Inbetriebnahme der 2000 Quadratmeter großen Anlage im Stauteich an der Dornberger Straße nicht sehen ließen. Um zu demonstrieren, um wen es geht, griff der 54-jährige Tierparkleiter denn auch auf ein präpariertes Exemplar aus der Tierpark-Ausstellung zurück.
1877 in Nordrhein-Westfalen ausgerottet, dürfen sich die unter Naturschutz stehenden »Holzfäller« nun in artgerechter Umgebung tummeln. Dafür wurde ein Teichbereich des Gewässers mit einem Stabgitterzaun abgetrennt. Innerhalb dieses Areals leben die zwei Biber - ein dritter soll noch hinzukommen, muss aber in Bayern erst wieder eingefangen werden - nun in einer so genannten Biberburg, die von einem Biberdamm eingerahmt wird (das WESTFALEN-BLATT berichtete bereits). Über zwei Stege, die sich an der Biberburg kreuzen, können die Tierpark-Besucher sie durch ein Fenster beim Schlafen und Fressen beobachten.
»Die neue Anlage bildet eine schöne Abrundung in Richtung Johannisberg«, meinte Klaus Kugler-Schuckmann, Leiter des Umweltbetriebes der Stadt Bielefeld. Rainer Müller, Geschäftsführer der Müllverbrennungsanlage (MVA) Bielefeld-Herford, sah die vom Unternehmen zum 25-jährigen Firmenbestehen gestifteten 60 000 Euro gut angelegt: »Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind auch unsere Themen«. Insgesamt wurden in die Biberanlage 105 000 Euro investiert. »Unser Spendenkonto ist jetzt auch leer geräumt«, erklärte Brekenkamp.
Zu fressen bekommen die Biber in Olderdissen Obst, Gemüse und Getreide. Die Vegetarier sollten von Besuchern nicht gefüttert werden. In Bayern sind mehr als 8000 Biber ausgesetzt worden. Mehrere 100 werden pro Jahr wieder eingefangen und an Zoos oder Tierparks abgegeben.

Artikel vom 11.10.2006