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Angeklagter beteuert seine Unschuld

Prozess gegen ehemaligen Betriebsleiter des »Aquawede«

Brackwede (hz). Wegen umfangreicher Zeugenwünsche der Verteidigung ist der Landgerichtsprozess gegen den ehemaligen »Aquawede«-Betriebsleiter Björn S. (42/Name geändert) inzwischen bis in den Spätherbst hinein ausgedehnt worden. Wie die zuständige Staatsanwältin Nina Sommerfeld bestätigte, sei nicht vor November mit einem Urteil zu rechnen.

Wie berichtet, muss sich Björn S. seit dem 11. August wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung von zwei ehemaligen Mitarbeiterinnen vor der 10. Großen Strafkammer verantworten. Von August 2000 bis Januar 2004 soll der 42-Jährige sich in 15 Fällen an einer heute 43 Jahre alten Servicekraft des »Aquawede« und an einer jetzt 24 Jahre alten ehemaligen Auszubildenden der Bielefelder Bäder- und Freizeiteinrichtungen (BBF) vergangen haben. Tatorte sollen Sauna und Betriebsräume des Brackweder Bades, das Freibad Gadderbaum und einmal auch das Wohnhaus des Ex-Betriebsleiters gewesen sein.
Bereits zum Prozessauftakt hatte Björn S. per Erklärung seines Verteidigers Dr. Uwe Nagel die Anklagevorwürfe zurück gewiesen. Es sei zwar zu sexuellen Handlungen mit der 43-Jährigen und der 24-Jährigen gekommen, doch sei dies auf freiwilliger Basis geschehen. Gestern, beim mittlerweile sechsten Verhandlungstag, ging der Angeklagte noch einmal in die Offensive. »Ich möchte hier meine Unschuld beweisen«, rief der 42-Jährige der Vorsitzenden Richterin Jutta Albert zu.
Das scheint zumindest in einem Tatkomplex nicht mehr notwendig zu sein. Nachdem die Verhandlung zum Schutz der psychisch schwer belasteten Missbrauchsopfer wochenlang hinter verschlossenen Türen geführt worden war, ging es vergangenen Dienstag zum ersten Mal öffentlich weiter. Kammervorsitzende Albert ließ das Verfahren wegen Vergewaltigung und Nötigung zum Nachteil der 43-Jährigen vorläufig einstellen. Beim gestrigen Prozesstag ließ die Vorsitzende Richterin durchblicken, dass die Schuld des Angeklagten in diesen Punkten wohl nicht zu beweisen ist. Ob auch die Vorwürfe zum Nachteil der 24-Jährigen zutreffen, ist zumindest von einigen gestern gehörten Zeugen bezweifelt worden. Neben der Ehefrau des Angeklagten, die von einem freundschaftlichen Verhältnis der Opfer zum Ex-Chef berichtete, wurden auch ehemalige Mitarbeiter des 2004 fristlos entlassenen Björn S. gehört. Demnach soll die 24-Jährige förmlich die körperliche Nähe des Ex-Betriebsleiters gesucht haben, die 43-Jährige soll private Saunagänge mit Björn S. geschätzt haben. - Der Prozess wird nächste Woche fortgesetzt.

Artikel vom 12.10.2006