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Mutmaßlicher Terror-Helfer
bei Osnabrück verhaftet

Iraker soll El-Kaida-Botschaften ins Internet gestellt haben

Osnabrück (dpa). Erstmals ist in Deutschland ein mutmaßlicher El-Kaida-Unterstützer wegen der weltweiten Verbreitung von Terrorbotschaften Osama bin Ladens über das Internet verhaftet worden.Das Klingelschild von Ibrahim R. in Georgsmarienhütte.

Die Bundesanwaltschaft ließ gestern Morgen in Georgsmarienhütte bei Osnabrück den 36 Jahre alten Iraker Ibrahim R. festnehmen. Der Mann soll heute dem Ermittlungsrichter in Karlsruhe vorgeführt werden. Er sei dringend verdächtig, eine ausländische terroristische Vereinigung unterstützt zu haben.
Nach Erkenntnissen der Ermittler verbreitete der Beschuldigte seit September vergangenen Jahres zahlreiche Audio- und Videobotschaften Bin Ladens sowie von dessen Stellvertreter Eiman al-Sawahiri und dem inzwischen getöteten Terrorführer Abu Mussab al-Sarkawi über das Internet. Haftbefehl hatte der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) bereits am 28. September erlassen.
Auf die Spur kamen ihm die Behörden bei einer vorbeugenden Telefonüberwachung, die das Bundesverfassungsgericht kurz darauf verbot. Seit Anfang 2005 sei der Iraker beobachtet worden, sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Die Polizei habe angesichts der präventiven Telefonüberwachung Hinweise bekommen und Landeskriminalamt und Verfassungsschutz eingeschaltet.
Bisher hatte der Verfassungsschutz nach Angaben einer Sprecherin in Niedersachsen keine Strukturen des Terrornetzwerkes El-Kaida ausgemacht. Für die Zukunft könne dies aber zumindest mit Blick auf Einzelpersonen nicht ausgeschlossen werden.
Der 36-Jährige, der zur Zeit arbeitslos ist, lebte seit acht Jahren in Georgsmarienhütte. Der Vater von drei kleinen Jungen habe bei seiner Verhaftung keinen Widerstand geleistet, hieß es aus Polizeikreisen. Er hätte nach Informationen der Zeitung »Die Welt« in Kürze das Land verlassen müssen. Der Iraker hatte einen Aufenthalt in Deutschland beantragt, der abgelehnt worden war.
Die Wohnung des 36-Jährigen wurde nach Angaben seiner 23 Jahre alten Ehefrau bereits zum dritten Mal durchsucht. Bei den zurückliegenden Durchsuchungen sei ihr Mann jeweils ebenfalls festgenommen, nach wenigen Stunden wieder frei gelassen worden, erklärte sie. Er sei »so oft im Internet wie jeder andere Bürger«. Auf die Frage, ob er Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida hatte, antwortete sie: »Ich weiß es nicht.«

Artikel vom 11.10.2006