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Nach der Uni Taxifahrer

Immer mehr Qualifizierte arbeiten zu Niedriglöhnen

Gelsenkirchen (dpa). Mehr als drei Viertel der Beschäftigten im deutschen Niedriglohnsektor haben eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar einen akademischen Abschluss. »Insgesamt können sich die Unternehmen zunehmend auch für geringe Löhne aus dem Pool der Qualifizierten bedienen«, sagte Prof. Gerhard Bosch bei Vorlage einer Studie des Instituts Arbeit und Technik.

Von einer starken Zunahme des Niedriglohnsektors in den vergangenen Jahren hätten vor allem gering Qualifizierte nur wenig profitieren können, sagte Bosch. Einem Anteil von 22,2 Prozent der un- und angelernten Beschäftigten stünden mittlerweile 75,5 Prozent Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung und 2,3 Prozent mit Hochulabschluss gegenüber. Der Vorsitzende der Grünen, Reinhard Bütikofer, kritisierte, derzeit werde der Niedriglohnsektor »massiv zur Lohndrückerei genutzt«. Deutschland brauche daher eine Mindestlohnregelung.
Akademiker arbeiten in Weiterbildungseinrichtungen sowie als Übersetzer oder als Taxifahrer. Unter den Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung seien Einzelhandelskaufleute, Hotelangestellte sowie Friseure. Un- und angelernte Arbeitnehmer seien etwa in der Fleischindustrie, dem Reinigungsgewerbe und der Bauwirtschaft beschäftigt.
Insgesamt arbeiten sechs Millionen für Stundenlöhne unter der Niedriglohnschwelle, die im Westen bei 9,83 Euro pro Stunde und im Osten bei 7,15 Euro liegt.

Artikel vom 11.10.2006