10.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Glücksbote
wartet auf
seinen Einsatz

Rekordgewinner noch unbekannt

Münster (dpa). Das Autotelefon steht ständig auf Empfang, als Bernd Willers gestern in seinem Dienstwagen durch Nordrhein-Westfalen fährt. Jede Minute kann der Anruf kommen, der ihm sein Fahrtziel für diesen Tag nennt: die Adresse des Glückspilzes, der in der Lotto-Ziehung vom Samstag den Rekord-Jackpot von 37,7 Millionen Euro abgeräumt hat.

Willers ist Glücksbote bei der Westdeutschen Lotterie GmbH (WestLotto) in Münster. Seit mehr als 20 Jahren ist es seine Aufgabe, den Millionengewinnern die frohe Botschaft zu überbringen.
Bis zum gestrigen Abend hatte sich der Gewinner aber noch nicht bei WestLotto gemeldet. Mit einem Einsatz von gerade einmal 9,50 Euro räumte ein Glückspilz aus Westfalen den bislang höchsten Gewinn in der deutschen Lottogeschichte ab. Vermutlich handele es sich um eine Einzelperson und nicht um eine Tippgemeinschaft, sagte der Sprecher der Westdeutschen Lotteriegesellschaft (WestLotto), Elmar Bamfaste.
Auf der Jagd nach dem Rekordjackpot hatten die Tipper bundesweit immerhin 148,3 Millionen Euro eingesetzt. »Das bedeutete ein Plus von 55 Prozent im Vergleich zur Vorwoche und den bisher zweithöchsten Spieleinsatz in der deutschen Lottogeschichte«, sagte der Geschäftsführer der derzeit federführenden Land Brandenburg Lotto GmbH, Horst Mentrup. »Diesen Ansturm hätten wir niemals erwartet - hier wirkte die Magie der großen Zahl.«
Wer sich hinter dem frisch gebackenen Multimillionär aus Nordrhein-Westfalen verbirgt, und was der Gewinner mit der Rekordsumme anfangen will, ist noch unbekannt. Den Volltreffer landete der Lotto-Glückspilz mit der fünften seiner sechs gespielten Reihen. Mit der Superzahl 4 hatte er die laut Bamfaste am häufigsten gezogene Superzahl der Jackpot-Geschichte auf seinem Tippschein. Der über elf Ziehungen angewachsene Rekordjackpot war der mit Abstand höchste in der 51-jährigen deutschen Lottogeschichte. Der bisherige Spitzenreiter, ein Tipper aus Baden-Württemberg, hatte im Mai 2005 23,9 Millionen Euro eingeheimst. Neben dem Millionengewinner aus Nordrhein-Westfalen kassieren nach der Samstagziehung zudem zehn Spieler bundesweit für ihre »Sechser« jeweils 593 000 Euro. Zwei Tipper aus Baden-Württemberg gewannen zudem als einzige bundesweit das Spiel 77 und erhalten nun jeweils 2,37 Millionen Euro.
Was die Gewinner von Glücksbote Bernd Willers wollen, sind vor allem Informationen. Darüber etwa, mit wem sie ihr Glück teilen sollen. »Den Ehepartner kann man einweihen, die Kinder auch, wenn sie alt genug sind und das schon verkraften können«, berichtet er. »Aber dann sollte besser Schluss sein.«
Genauso gefährlich wie falsche Freunde seien gierige Anlageberater, predigt Willers »seinen« Millionären. Eine Kündigung beim Arbeitgeber müsse lange und gut überlegt werden. »Für einen 50- bis 60-Jährigen kann das sinnvoll sein. Jüngere sollten gut abwägen, ob sie dann noch eine sinnvolle Beschäftigung haben«, gibt der Diplom-Betriebswirt zu bedenken.

Artikel vom 10.10.2006