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Über Max, den Ashcroft-Mann

Jakob Arjouni eröffnete gestern Abend die Bielefelder Literaturtage

Bielefeld (bp). »Die Ferne - so nah!« lautet in diesem Jahr das Motto der Literaturtage, die gestern Abend in der Stadtbibliothek eröffnet wurden. Die Ferne, zeitlich gesehen, ist auch ein Thema von Jakob Arjouni in seinem Buch »Chez Max«, aus dem er gestern Passagen las.

Arjouni, noch heiser von, wie er sagte, Frankfurter Buchmesse, stellte seinen Science ficton-Roman vor, der im Jahr 2064 spielt, inzwischen aber auch gleichzeitig als das »bisher originellste Buch zum 11. September 2001« gilt. Es geht um den »Krieg gegen den Terror«, den die USA seitdem führt. Arjouni entwickelt in diesem Roman die Vision einer Gesellschaft, in der jeder pausenlos überwacht wird, damit Sicherheit garantiert sei. Max ist ein Ashcroft-Mann. Ashcroft-Büros gibt es 2064 rund um den Globus. . .
Bevor Arjouni, 2001 schon einmal mit »Kismet« Gast der Literaturtage, mit seiner Lesung begann, beschrieb Gabriele Schäfers-Wienecke als Vorsitzende des Kulturausschusses das, was die UNESCO als Buch beschreibt: »Eine nicht periodisch erscheinende Publikation, die mindestens 48 Seiten hat«. Im Rahmen der Literaturtage würden 10 dieser Bücher besonders lebendig - indem sie von denen, die sie erdacht und zu Papier gebracht haben, präsentiert werden.
Hiltrud Böcker-Lönnendonker, 2. Vorsitzende des Fördervereins der Stadtbibliothek, beschrieb die Bücherei als einen Ort, an dem man sich gut aufgehoben fühlt, ein Ort, an dem Leser miteinander kommunizieren. Hiltrud Böcker-Lönnendonker: »Wir Leser wollen Kontakt mit dem Dichter, sind neugierig darauf, wer hinter dem Text steckt, versuchen, dem Schreiber auf die Schliche zu kommen.« Sie warb um mehr Einsatz für die Bibliothek: »Ich hoffe auf weitere verbündete, die sich für die Stadtbibliothek engagieren, denn wir wollen weiter im Mittelpunkt von Bielefeld bleiben.«
Jakob Arjouni schließt nicht aus, dass es eines Tages einen neuen Krimi mit seinem Detektiv Kemal Kayankaya geben wird, aber: »Jetzt noch nicht, es muss passen.«
Heute, Dienstag, werden die Literaturtage um 20 Uhr fortgesetzt. Die Schriftstellerin und Lyrikerin Ulla Hahn (»Das verborgene Wort«, »Unscharfe Bilder«) stellt ihre Erzählungen »Liebesarten« vor - und beschreibt darin auch die Ferne zwischen den Menschen.

Artikel vom 10.10.2006