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Metallstangen im Mais
sollen Häcksler ruinieren

Hohe Sachschäden bei Sabotageakten im Sauerland

Von Dietmar Kemper
Kirchlengern/Meschede (WB). Sabotageakte in Maisfeldern nehmen zu. Nachdem Mitte September auf einem Acker in Kirchlengern gerade noch rechtzeitig Stahlschrauben entdeckt worden waren, entstand in den letzten Tagen bei der Maisernte im Sauerland ein Schaden von mehr als 100 000 Euro.

In mehreren Feldern seien Metallstangen aus Edelstahl an die Pflanzen gebunden worden und hätten Teile der Mäh- und Häckselwerke der Erntemaschinen ruiniert, berichtete gestern die Polizei in Soest. Sie vermutet, dass es sich entweder um »schlechte Scherze« handelt oder aber dass Genmais-Gegner hinter den Anschlägen stecken. Allerdings wird auf den Äckern, auf denen Metallstangen auftauchten, herkömmlicher Mais angebaut. Die Ermittlungsverfahren für das gesamte Sauerland werden jetzt von Meschede aus geleitet. Es könnten auch konkurrierende Lohnunternehmer für die Stangen-Anschläge verantwortlich sein, heißt es dort.
Dies vermutet der Landwirt Hermann Bartelheimer aus Kirchlengern (Kreis Herford) schon länger. »Das ist kein böser Streich, das ist kriminell«, sagte er dieser Zeitung. Mitte September entdeckte Bartelheimer auf seinem Feld große Stahlschrauben, die offenbar eine Erntemaschine zerstören sollten. Die Schrauben waren mit Drähten an Maiskolben gebunden worden.
Bartelheimer liefert seinen Mais an die »Biogas Sundernhof GmbH«. Geerntet hat er die Kolben nicht selbst, sondern dies übernahm ein Lohnunternehmer aus Melle-Buer. Der hatte Glück: Weil sein Maishäcksler der Marke »Jaguar 840« mit einem Metalldetektor ausgerüstet war, konnten die Schrauben rechtzeitig geortet werden.
Bartelheimer glaubt, dass ein Lohnunternehmer einem anderen finanziellen Schaden zufügen wollte: »Auch wenn wir bisher von derartigen Taten verschont geblieben sind, ist dieses Vorgehen unter Lohnunternehmern populär geworden.« So komme es vor allem im Münsterland immer wieder zu Sabotageakten, durch welche die häufig kleinen Ernteunternehmen in ihrer Existenz bedroht werden. Hier waren zuletzt die Kreise Borken und Steinfurt betroffen.
Der harte Verdrängungswettbewerb geht offenbar auf Kosten der guten Sitten. »Die Fälle machen uns Sorge - was hier betrieben wird, ist gemeingefährlich«, sagte Hans-Heinrich Berghorn, der Sprecher des Westfälischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) in Münster, dieser Zeitung. Wenn die Metallteile durch die Bodendecke der Erntemaschinen schlügen, bestehe für den Fahrer Lebensgefahr. Leider würden die Täter nur selten dingfest gemacht. Außer Sabotageakten mache den Landwirten die »Tendenz zum Klau«, etwa auf Erdbeerfeldern, das Leben sauer, sagt Berghorn.

Artikel vom 10.10.2006