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Angst, Hilflosigkeit
und Alltagsstreiterei

»Dossier: Ronald Akkerman« hat Premiere im Forum

Bielefeld (bp). Es ist ein vielschichtiges Stück, eines, das bewegt, auch rührt, zu Diskussionen anregt. Im Forum für Kreativität und Kommunikation, Turnerstraße 2 (im Winfriedhaus/Saal) hat am Freitag, 13. Oktober, 20 Uhr, die professionelle Produktion dieses Jahres »Dossier: Ronald Akkerman« Premiere.

Unter der Regie von Hans-Peter Krüger spielen Ulrike Winkelmann und Martin Neumann (»Klamm's Krieg«, »Elling«).
Davon handelt das »Dossier: Ronald Akkerman«: Krankenschwester Judith hat den Aids-kranken Ronald 18 Monate lang in ihrer Wohnung gepflegt. Als sie von seiner Beerdigung nach Hause kommt, ist sie zum ersten Mal wieder bewusst allein und will nur noch ihre Hilflosigkeit und Trauer, ihre Angst und ihre Unfähigkeit, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen, vergessen. Plötzlich ist Ronald wieder da: seine Stimme in ihrem Kopf, sein Gesicht vor ihren Augen, seine Gegenwart in ihrer Wohnung. Judith durchlebt noch einmal die emotionale Seite einer professionellen Beziehung.
Regisseur Hans-Peter Krüger war es wichtig, »nicht moralisch zu inszenieren, kein Pathos aufkommen zu lassen«. Deshalb findet auch Alltägliches statt: Streitereien um die Unordnung in der Wohnung, kleine Gehässigkeiten.
Ronald will nicht sterben, weder friedlich noch überhaupt. Das »Dossier: Ronald Akkerman« ist die Geschichte eines Aidskranken, eine Geschichte über Vorurteile und gesellschaftliche Reaktionen auf die Krankheit. Das »Dossier« ist gleichzeitig eine Geschichte über die Pflege schwer kranker Menschen zu Hause, es ist eine Geschichte auch über Sterbehilfe.
Die Autorin Suzanne van Lohuizen ist Holländerin, und so betont Regisseur Hans-Peter Krüger, dass nicht alles im Stück auf deutsche Verhältnisse übertragbar sei. Ronald beispielsweise entscheidet selbst über den Zeitpunkt seines Todes. Schauspieler Martin Neumann: »Dass Judith in diesem Moment nicht bei ihm sein will, gehört zu den bewegendsten Momenten des Stückes.«
Weitere Aufführungstermine sind am 14. und 15. Oktober; anschließend geht die Produktion auf Tournee. Die Inszenierung wird vom Land NRW und vom Kulturamt Bielefeld gefördert. Karten telefonisch unter 05 21 / 17 69 80 und an der Abendkasse.

Artikel vom 10.10.2006