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Senioren verärgert
über »Rätselclub«

Bielefelderin schildert Erfahrungen

Von Gerhard Hülsegge
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Der »Club der Rätselfreunde« bekommt immer mehr Feinde. Hildegard Stankaitis (92) hat an einer seiner Verkaufsveranstaltungen in Bielefeld teilgenommen - und fühlt sich nach Strich und Faden betrogen.

»Die alten Leute werden übers Ohr gehauen«, sagt die pensionierte Oberstudienrätin. Nicht nur, dass Verstorbene in die Gaststätte Säger nach Heepen eingeladen werden (das WESTFALEN-BLATT berichtete gestern exklusiv). Die Erfahrungen der Altenhagenerin belegen eindrucksvoll, dass die angeblichen Hauptgewinner eines Herbst-Kreuzworträtsels nur dazu überredet werden, Reisen zu buchen und teure Gesundheitsmittelchen zu kaufen.
»Für die versprochene Tasse Kaffee und das Stück Kuchen musste ich zuerst zwei Euro bezahlen. Dann warb ein sehr elegant gekleideter Herr für Reisen in den Schwarzwald, an den Bodensee und nach Friesland«, sagten andere Gäste. Zweieinhalb Stunden habe der Mann hinter verschlossenen Türen auf das durchweg ältere Publikum eingeredet. »Danach kam das Schlimmste«, berichtet Hildegard Stankaitis. »Wir sollten Ampullen für die Gesundheit zum Preis von 1000 Euro kaufen!« Fachbücher und Artikel aus der Boulevard-Presse wurden zitiert. »Man hat die Leute richtig dumm gemacht.«
Und der versprochene Gewinn von 200 Euro? »Ich hab nichts gekriegt. Und meine Bekannte auch nicht«, erzählt Hildegard Stankaitis. Auch vom Gratis-Rolley war keine Rede mehr. Und das zuvor ebenfalls schriftlich versprochene »große Lebensmittelpaket« bestand aus einem Karton Eistee, Ravioli und Schnittbrot! Immerhin: Jeder Gast, der von den Angeschriebenen zusätzlich mitgebracht wurde, erhielt ein Messer geschenkt.
Rätselclub-Chefin Maria L. war übrigens auch für die geladenen Pensionäre vor Ort nicht erreichbar. Recherchen des WESTFALEN-BLATTS zufolge bediente man sich des Namens einer Bielefelderin, die mit dem Club aber nichts zu tun hat.

Artikel vom 11.10.2006